Bedingungsloses Grundeinkommen

Teil 1 / 1 der Serie Grundeinkommen

Ist ein bedingungsloses Grundeinkommen unbedenklich?

In einem Umfeld voller Bedingungen stellt „bedingungsloses Einkommen“ die Würde des Menschen in Frage.

Letztlich wurde mir wiederholt die Frage „Was hältst du vom Grundeinkommen?“ gestellt. Ob ich dafür oder dagegen wäre. Ich beziehe mich auf den Wikipediaartikel „Bedingungsloses Grundeinkommen“ für eine grundsätzliche Betrachtung.

Dort steht:

Ein Bedingungsloses Grundeinkommen ist ein sozialökonomisches Modell, in dem jeder Bürger vom Staat eine gesetzlich festgelegte und für jeden Bürger gleiche finanzielle Zuwendung erhält, deren Höhe zur Existenzsicherung ausreicht und für die keine Gegenleistung erbracht werden muss.

Was mir als erstes ins Auge springt ist die Widersprüchlichkeit:

  • Entweder ist der Staat ein „externes Gebilde“, irgendwo da draußen, und der will mir (und allen anderen) ein bedingungsloses Geld-Geschenk machen. Das glaube ich erst mal nicht. Denn wenn das Schule machte, wäre „der Staat“ bald pleite.
  • Oder: Der Staat sind wir alle, die wir einen Ausweis mit Stempel besitzen, als Nachweis für StaatsbürgerInnen, dann bin ich ein Teil vom Ganzen.

Die meisten sehen sich als Teil von einem homogenen Ganzen. Bleiben wir bei dieser Metapher:

  • Ich (als Staatsteilchen) leiste dann eine finanzielle (kleine, anteilige) Zuwendung.
  • Und ich (als Staatsteilchen) erhalte auch eine finanzielle (kleine, anteilige) Zuwendung.

Hmm… Das erinnert mich an einen Verschiebebahnhof. Eine Vision kann ich in der Idee „bedingungsloses Grundeinkommen“ nicht erkennen.

Natürlich ahne ich, was beabsichtigt ist: Allen Menschen soll es gut gehen. Niemand soll an Geldmangel leiden. Jeder soll abgesichert sein. Notsituationen soll vorgebeugt werden. Zeit zur Selbstbesinnung ohne finanziellen Druck soll gewonnen werden.

Dagegen kann man nichts haben. Fraglich ist, ob das die Ziele sind, die nicht nur die BGE-Fans, sondern auch die Herren StaatsvertreterInnen im Auge haben. Oder könnten es nur die Ziele sein, von denen Lieschen Müller und Fritzchen Schulze glauben, dass sie auch diejenigen unserer Regierung seien?

Gleichmacherei: Vereitlung individuellen Ausdrucks

Wenn man annimmt, allen Menschen müsste gleiches Maß an materiellen Gütern zukommen, tritt man deren Individualität mit Füßen. Menschen haben unterschiedliche Bedürfnisse – auch finanzielle – die mit Gleichbehandlung ignoriert werden.

Manche wollen viel essen, manche ernähren sich wie ein Vögelchen. Manche lieben Glamour und Tand, manchen sind Äußerlichkeiten egal. Die uns aufgezwungene Moral mit ihren Bewertungskriterien von „gut“ und „schlecht“ zerstört die Individualität, und damit das Wesen eines Menschen.

Die Kosten für die Befriedigung der Bedürfnisse eines Individuums werden von Mensch zu Mensch immer unterschiedlich hoch sein.

Gleichmacherei, also Gleichbehandlung, suggeriert, dass nicht bewertet würde. Dass alles neutral wäre. Diese „Neutralität“ bringt festgesteckte Grenzen mit sich, nämlich die Definition von „gut“ und „schlecht“.

Begierde gilt beispielsweise als schlecht, Bescheidenheit als gut. Geiz ist sogar geil, über die Verhältnisse zu leben ist schlecht. Die Gleichbehandlung nach den ‚offiziellen‘ moralischen Maßstäben ist aber nur scheinbar neutral und „gerecht“, denn sie sind nur in unserer Kultur und unserem patriarchalen Paradigma gültig. In anderen Kulturen gelten ganz andere Richtlinien.

Da wir ein Gesetz haben, dem sich alle unterordnen müssen und vor dem alle gleich sind, werden wir wohl nie erfahren, wie groß der Bevölkerungsanteil derjenigen ist, deren Bedürfnisse zu erfüllen das System nicht imstande ist. Noch mehr: Die Betroffenen haben auch keine Chance es selbst herauszufinden, weil die Zwänge sie daran hindern.

Da hilft auch kein bedingungsloses Grundeinkommen. Mit Ideen und Konzepten zu experimentieren, die dem außer-patriarchalen kulturellen Pool entspringen, ist innerhalb des Systems nicht möglich.

Gleiche Behandlung ohne Beachtung der Person ist respektlos. Missachtung der Tatsache, dass ein Mensch einzig- und eigenartig, und in dem So-sein richtig ist, hinterlässt Menschen, die sich ‚falsch‘ fühlen und damit das Gleichgewicht einer sozialen Gemeinschaft beeinträchtigen.

Ohne die Erfüllung der natürlichen Bedürfnisse aller Mitglieder entstehen Defizite beim Einzelnen und es kann keine allgemeine Harmonie, und damit auch kein Wohlbefinden, erreicht werden.

Ohne bedingungslose Erfüllung der Bedürfnisse kein erfülltes Leben

Es gibt Bereiche, in denen wollen wir Fülle, andere sind uns nicht so wichtig. Das ist für jeden anders und der finanzielle Aufwand fällt ganz einfach an – unterschiedlich von Person zu Person.

Deshalb setzen wir ja auch alle Hebel in Bewegung, um uns den materiellen Aspekt, der uns Erfüllung bringt, verwirklichen zu können. Für den Teenager ist es das Motorrad oder die Reise durch Asien, für die Reiterin ein eigenes Pferd, für den Nerd ein Macbook, für den Künstler eine Stradivari und für die Einsiedlerin ein verlassenes Kloster im Himalaya ganz für sich allein.

Dieser innere Drang, der uns Berge versetzen lässt, um Fülle und Erfüllung zu finden, will gelebt werden. Das kann niemand für uns tun. Es sind Wachstumsschritte, die von unserem Inneren bestimmt werden.

Ist die Fülle erreicht, verschafft uns das tiefste Befriedigung. Je größer die Herausforderung, desto schöner das Gefühl.

Das Resultat kann Glück und Seligkeit bedeuten, für den Moment, wo die Fülle da ist. Sie wird aber nicht anhalten, denn das Leben ist nicht statisch.

Deshalb ist es uns ein Anliegen, immer wieder die Gelegenheit zu haben, mit unserer eigenen, speziellen Methode, Berge zu versetzen und erneut Erfüllung zu finden. Es muss aus eigenem Antrieb geschehen, weil das Glücksgefühl, etwas geschafft zu haben, sonst ausbleiben würde.

Aus diesem Grund steht uns der große, bunte, sehr komplexe Spielplatz zur Verfügung, den wir Welt nennen.

Entzug von Selbstverantwortung – und damit Vereitlung von Freiheit

Wir reden hier von einem „bedingungslosen Grundeinkommen“, nicht über ausreichende Hilfszuwendungen bei Notfällen, für die es ja bereits staatliche Töpfe gibt.

Angenommen wir haben solch ein Grundeinkommen. Da es sich nicht organisch-historisch entwickelt hat, wird es zu Fehlern, Missbrauch, Skandalen und kleineren Katastrophen allein bei der Verwaltung kommen. Das zieht Rechtsstreitigkeiten nach sich.

Aus dem Blickwinkel eines Juristen könnte man sagen: Ja, das hat was.

Grundeinkommen: Unter dem Strich

Was bleibt unter dem Strich?

Da wird es drei Gruppen geben:

  1. diejenigen, denen durch die Ein- und Auszahlerei Nachteile entstehen
  2. diejenigen, die durch die Ein- und Auszahlerei Vorteile haben
  3. und diejenigen, für die das Ganze keinen Unterschied macht

Welche der drei Gruppen wie groß ist, wird man bei dem Ausmaß des Unterfangens so schnell nicht sagen können.

Darüber zu argumentieren halte ich für geistige Onanie. Denn es wird Leute geben, die bei einem Einzelbeispiel sagen „Ich war von vornherein dagegen“ und andere, die bei einem anderen Einzelbeispiel stolz verkünden „Ich wusste doch gleich, dass es richtig ist.“

Solche Diskussionen sind müßig. Der Blick dahinter betrifft die Ethik. Die Menschenwürde. Die angeblich unantastbar ist. Wie steht es damit beim bedingungslosen Grundeinkommen?

Ich behaupte, auch Menschen, die von ihren Gefühlen ziemlich abgeschnitten sind, spüren irgendwie tief drinnen: Mein Grundeinkommen, für das andere einzahlen müssen, hat den Duft eines Almosen.

Das „bedingungslose Grundeinkommen“ ist die Fortsetzung folgenden Szenarios:

Ein gesundes Kind wächst heran, ist neugierig, will mitmachen, helfen, aufbauen, hämmern, kleben, teilnehmen, erschaffen und schöpfen. Es will herausfinden, ist abenteuerlustig, beobachtet, fasst an und begreift. Es ist aktiv und Subjekt.

Dann kommt es in die Schule, muss stundenlang an einem Fleck verbringen, nichts fliegt, rennt, fährt vorbei, und es bekommt – aus des Kindes Sicht – das Telefonbuch vorgelesen. Jahrelang, bis es ein passives Objekt geworden ist.

Wer ein passives Objekt bleibt, hat kein Problem mit dem Konzept des Grundeinkommens. Es sind die gleichen Leute, die auch Objektivität von anderen fordern.

Das Leben ist aber – wie wir es auch drehen und wenden

  1. aktiv, das heißt in ständiger Bewegung, pulsierend, die kleinsten Teilchen unseres Körpers stehen nie still und
  2. subjektiv, denn wir stecken nicht in anderer Leute Haut.

Gleiches Grundeinkommen heißt Verantwortung abgeben und hoffen, dass die Durchführung klappt. Passiv ein Pseudoalmosen entgegennehmen. Kinder, die so aufwachsen werden noch weniger Sinn in dem sehen, was sie tun, und werden noch abhängiger vom Staat als ihre Eltern.

Ja, sagen jetzt die Besserwisser und Bedenkenträger: Man muss das Geld doch nicht annehmen!

Aber hier zeigt sich erst die Tragödie der Unmenschlichkeit.

Angenommen eine Familie kommt ohne Grundeinkommen ganz gut über die Runden und braucht dieses Geld nicht wirklich. Soll sie ablehnen, was ihr gesetzlich zusteht und worauf sie einen legalen Anspruch hat?

Macht es Sinn, das Geld abzulehnen? Was geschieht dann damit? Wird es an Bedürftige weiter gegeben?

Hier haben wir wieder das Wort Bedürfnis, worum sich eben alles dreht und was den natürlichen Maßstab bildet.

Die meisten haben kein Problem, an Bedürftige abzugeben. Aber es geht uns gegen den Strich, für irgendwelche abstrakten Eventualitäten „ins Leere“ zu geben.

Die Familie sieht sich korrumpiert, in der Opfer- und Täterrolle zugleich, in einem ethischen Dilemma; denn bevor das ihr zustehende Grundeinkommen irgendwo versickert, nimmt sie es doch lieber an. Dann wird eben die geplante Reise in den Schwarzwald zur Flugreise aufgestockt.

Sie entscheiden irgendwie – und egal ob sie annehmen oder ablehnen, der Prozess ist begleitet von einem unangenehmen Gefühl aus einer Mischung von Beschämung, Ohnmacht und Hilflosigkeit, das sich nicht loswerden lässt. Denn in einem falschen System kann man nichts richtig machen.


  • Bedingungsloses Grundeinkommen

30 Kommentare

  • Du hast Recht, wenn Du sagst, dass das Grundeinkommen eine patriarchale Institution ist. Der Arbeitszwang den wir jetzt haben, ist es aber noch viel mehr.

    Ein bedingungsloses Grundeinkommen kann ein Beitrag zur Überwindung des Patriarchats leisten, weil es uns Freiräume geben könnte, die wir dringend brauchen um zu experimentieren wie wir aus dem Schlamassel rauskommen. Diese Experimente müssen logischerweise noch _im_ Patriarchat stattfinden. Zur Zeit können sie nur sehr schwer stattfinden weil wir alle den allergrößten Teil unserer Lebenszeit zum Geldverdienen verausgaben müssen. In diesem Sinne ist das Grundeinkommen aktivierend und nicht passivierend, wie Du es sagst. Arbeitszwang ist passivierend: Hauptsache Du machst einen Job, egal was für einen und wenn Du Landminen zusammenbaust. Wir können uns nicht einfach per Beschluß hier rausdefinieren.

    Ein bedingungsloses Grundeinkommen macht nur Sinn als Transformationskonzept, nicht als eine Vorstellung, dass sei schon die freie Gesellschaft.

  • Marcel

    Hallo,
    ohne lange Vorrede werde ich mich zunächst einfach mal auf deinen Artikel beziehen:

    Du führst verschieden Argumente gegen das bGe an:

    "Widersprüchlichkeit" oder "Verschiebebahnhof"

    Natürlich sind wir alle der Staat und natürlich ist es wie auf einem Verschiebebahnhof, an das kleine Staatsteilchen etwas abgibt und etwas gleichartiges (Geld) bekommt. Mich wundert es aber, dass du das in Frage stellst, ist es doch das gleiche Prinzip, dass heute greifft. Zum zahlt das kleine Staatsteilchen Steuern, zum anderen erhält es diverse Transferleistungen. Die starken Schultern sollen mehr tragen, so, oder so ähnlich, lautete schon immer der verteilungspoliische Grundgedanke, so funktioniert es heute (mehr oder weniger) und so würde es auch mit dem bGe funktionieren. An der grundlegenden Systhematik ("Verschiebebahnhof") ändert sich also gar nichts.

    "Fraglich ist, ob das die Ziele sind, die die hehren Herren StaatsvertreterInnen im Auge haben, oder ob es nur die Ziele sind, von denen Lieschen Müller und Fritzchen Schultze glauben, dass sie es sind."

    Fraglich ist, ob nicht die StaatsvertreterIn gleichbedeutend mit VolksvertreterIn ist und ob die Ziele von Lieschen Müller und Fritzchen Schultze nicht auch die Ziele der entsprechenden VertreterInnen sein sollte.

    Gleichmacherei

    Nur weil alles das gleiche bekommen sollen, müssen sie diese Mittel doch nicht in gleicher Weise verwenden. Zudem bleibt die bezahlte Arbeit wie heute erhalten, durch die sich jeder entsprechend seiner Fähigkeiten und Bedürfnisse seinen individuellen Lebenstil erarbeiten kann. So wie heute.

    Entzug von Selbstverantwortung – und damit Vereitelung von Freiheit

    Wie kommst du darauf?

    Fehler, Missbrauch, Skandale und kleinere Katastrophen allein bei der Verwaltung

    Fehler passieren überall. Missbrauch und Skandale gibt is in der Verwaltung seit eh und je, Katastrophen erst recht. Zudem ist aller Anfang schwer. Aber immerhin, das bGe würde zu einer enormen Verringerung des Verwaltungsaufwandes führen (ALG; staatliche Rente, Kindergeld, Wohngeld, usw. entfallen) und somit würden wohl zumindest auf diesem Wege die Anzahl der Katastrophen verringert werden.
    Unter dem Strich – drei Gruppen

    Und wieder frage ich: Wie kommst du darauf?
    Grundeinkommen = Almosen

    Auch hier greift der ganz normale verteilungspolitische Gedanke der breiten Schultern, die das soziale System mehr tragen, denn die schmalen. Das wird sich durch das bGe nicht ändern, ist aber heute schon so.

    Grundeinkommen = Passivität

    Auch hier ist mir nicht ganz klar, wie du darauf kommst. Das Gegenteil ist der Fall. Das bGe ermöglicht die heute nicht vorhandene Freiheit, sich selbst zu verwirklichen, da man nicht mehr von der Erwerbstätigkeit abhängig ist. Zu viele Menschen gehen einer Arbeit nach, da sie sich selbst und ggf. die Familie versorgen müssen. Sie würden vielleicht lieber einer anderen Tätigkeit nachgehen, aber nur wenige trauen sich zu einen erst einmal erworbenen Arbeitsplatz aufzugeben, da damit oft Existenzängste verbunden sind. Viele bleiben dadurch eher passiv (um deinem Sprachgebruch zu folgen) und schöpfen ihre Fähigkeiten nicht voll aus. Diese Ausstiegsbarriere "Existenzangst" entfällt mit dem bGe.

    Abgaben für abstrakte Eventualitäten

    Freiheit ist für mich keine abstrakte Eventualität und ich finanziere mit meinen Steuern lieber sie als das System der Abhängigkeit vom Arbeitgeber und damit vom Kapital, in dem wir heute leben.

  • Martha

    Erstmal stimmt es, dass man in einem falschen System wohl kaum etwas richtig machen kann. Da wir aber nun wohl noch geraume Zeit in diesem falschen System leben werden, denke ich doch, dass ein "bedingungsloses" Grundeinkommen ein kleiner Schritt zur Umverteilung sein könnte. Frauen könnten sich z.B.leichter für Kinder ohne Mann entscheiden, Frauen könnten mehr Energie dafür verwenden, matriarchale Verhältnisse – wenigstens für ihr eigenes Umfeld zu schaffen, wenn sie nicht dauernd der Marie hinterher rennen müssten. Generell lehne ich zwar Abhängigkeiten und Abhängigmachung ab, aber trotzdem kann ich dieser Idee einige Vorteile abgewinnen. Wir sind nun mal gezwungen, mit diesem System, das uns ausbeutet, zu leben. Vor allem Frauen hätten damit ein wenig mehr Handlungsspielraum und müssten nicht des Geldes wegen jeden patriarchalen Mist mitmachen.

  •   Hier meine Bemerkungen: Wiedersprüchlichkeit:Es wird gleich Widerspruch geben, ist aber eine Tatsache: Der Staat kann nicht pleite gehen, er kann höchstens seine Hoheitsgewalt verlieren, d.h. faktisch abgeschafft werden.Das, was der Staat da geben will, entsteht aus etwas, was niemand erklären kann. Adam Smith nannte es „Die unsichtbare Hand“, und das trifft es recht gut. Niemand kann wirklich erklären, warum letztlich 80 Mio Deutsche trotz kürzerer Arbeitszeiten gleich viel produzieren wie 1.500 Mio Chinesen. Deshalb erklärt man es technisch z.B. mit höherer Produktivität. Letztlich sind es Naturgesetze, die hier wirken und die Deutschland offenbar gut zu nutzen weiß. Ich bezweifle, dass unserer StaatsvertreterInnen ein Interesse haben, dass es allen gut geht, aber das ist nur meine persönliche Meinung. Im Gegensatz zu sonst habe ich diesbezüglich ein extrem pessimistisches StaatsvertreterInnen-Menschenbild. Patriarchat:Das Bedingungslose Grundeinkommen will nicht jedem Deutschen das gleiche Maß an materiellen Gütern zukommen lassen, sondern nur jedem Bürger ein Mindestmaß an Teilhabe an der Gesellschaft. Da dann der noch weitaus größere Teil des Reichtums individuell nach wie vor durch z.B. Arbeit erworben werden kann, wird die Individualität hier nicht mit Füßen getreten, schon deshalb nicht, da heute bereits genau derselbe Bestandteil an Reichtum umverteilt wird – das Ergebnis ist nur misserabel. Im Klartext – Mit einem BGE werden 2/5 des Kuchens gleich verteilt, 3/5 ungleich. Damit entspricht der größere Teil nach wie vor dem Leistungsgedanken. Zwangsmoral ist das, was heute geschieht. Leute verlieren ihre Würde (kommt von Wert), weil sie keine Arbeit haben oder wollen. Moral ist übrigens ein Wertesystem, welches hierzulande über ein mehr oder weniger demokratisches Verfahren aus den Ethiken aller Individuen gewonnen wird. Ein großer Teil davon institutionalisiert in Berlin u.a., ein größerer Teil entsteht in einem kontrollierten Rahmen durch das Zusammenleben der Menschen.Es geht weniger darum, kapitalistische Mechanismen aus zuhebeln als die dabei konkurrierenden Kräfte zu erhalten. Heute existiert die Kraft der Arbeiter immer weniger, das BGE korrigiert das. Was die Menschen über Gier, Geiz usw. denken, ist zum einen deren Sache und zum zweiten Bestandteil der Moral s.o.. Reiches Leben:Jeder Jeck ist anders, seine Erfüllung findet er durch BGE und/oder nicht Erwerbsarbeit.Die Gesamtsumme der Nettolöhne bei BGE kann gleich bleiben und sogar steigen. „Der innere Drang, der uns Berge versetzen lässt um Fülle und Erfüllung zu finden,“ kann nach wie vor gelebt werden (vergl. oben).Sofern es stimmt, dass uns erreichte Ziele Befriedigung verschaffen ist zu überprüfen, in wieweit dies ein reines erzieherisches Ergebnis ist, welches in sofern langfristig, vielleicht sogar mittelfristig, keinen Bestand hat. Dementsprechend kam das Ziel nicht aus uns selbst, sondern wurde oktruiert. Ist eine Fülle erreicht, tritt nach Hermann Gossen Sättigung ein, nicht mehr, nicht weniger.Die Frage nach Glück ist komplex. Ein Annäherung bietet der Utilitarismus i.V.m. den Gossenschen Gesetzen.  Selbstverantwortung:Die Frage der Ausreichung des BGE wird heute vor allem über die so genannte Sozialdividende oder die so genannte Negative Einkommenssteuer beantwortet. Der Unterschied ist vor allem eine nach ex ante versus ex post. Es geht nur um die Technik der Auszahlung und die ist außergewöhnlich einfach beim BGE, so oder so. Die Frage nach möglichen Fehler, Missbrauch usw. ist wissenschaftlich zu antizipieren. Korrekturen müssen eventuell gemacht werden. All dies jedoch ist nichts im Vergleich zu dem, was heute an staatlichem Aufwand geleistet wird weltweit zur Verteilung der Mittel, sei es über die Produktion, die Distribution oder die Allokation. Das was da geschieht hat einen Namen: Verschwendung.  Unterm Strich:Wer letztlich dafür zahlen muss, bleibt ein Frage, die nicht zu beantworten ist (vergl. unsichtbare Hand). Mit Sicherheit aber kann immer nur das verteilt werden, was da ist. Und davon wird heute, wie bei einem BGE, die Hälfte vom Staat verteilt. Faktisch besteht kein Unterschied. Der Sachverständigenrat berechnete nur z.B. alleine beim Althauskonzept des Solidarischen Bürgergeldes, dass es nach europäischem Standard (die Armutsgrenze liegt dort höher als in Deutschland) in Deutschland acht Millionen weniger Arme geben wird, das 1,2 Millionen Menschen mehr als heute arbeiten wollen und dass die Kennzahl der deutschen Ungleichheit unter skandinavisches Niveau sinken wird. Ansonsten hat sich der SVR leider dann verrechnet was die Finanzierbarkeit angeht.Das Grundeinkommen ist kein Almosen und wird auch nicht von anderen bezahlt (unsichtbare Hand). Das müsste ich näher erklären, aber ich schreibe schon so viel, dass es bei diesem kurzen Begriff der unsichtbaren Hand bleiben muss.  Szenario:Der heutige deutsche Wohlfahrtsstaat ist ein passiver Wohlfahrtsstaat; er zwingt viele zum „nichts tun“.Das BGE führt zu einem aktiven Wohlfahrtsstaat, allerdings ohne Arbeitszwang, das heißt ohne unfreiheitliche Aspekte. Eine andere Form des aktivierenden Wohlfahrtsstaats sind die so genannten Arbeitshäuser, was ähnlich dem heutigen Hartz4 ist; diese beinhalten große Teile von Unfreiheit. Mir ist der aktivierende Wohlfahrtsstaat mittels BGE und ohne Unfreiheit lieber, dies entspricht auch dem Grundgesetz.Die Frage des aktiven subjektiven Lebens übersteigt diesen Diskurs vom Umfang. Es kann bewiesen werden, dass das BGE dem nicht widerspricht, ganz im Gegenteil. Tragödie:Jeder bekommt ein BGE, auch der Reiche, es wird immer ausbezahlt. Es bleibt aber jedem unbenommen, sein BGE z.B. an gemeinnützige Organisationen zu spenden, solche Spenden entsprechen dann nebenbei der Forderung von Milton Friedman, der solche Unterstützung lieber über private Verteilung organisiert; dies wäre für die Wirtschaft förderlich, so hat er immer vertreten.Welche Bedürftige? Ein den vier Kriterien des Netzwerk Grundeinkommen entsprechendes BGE wird schwerlich darüber hinausgehende Bedürftigkeit implizieren, schon gar nicht bei gleichzeitiger Arbeit. Spielsüchtige z.B. haben allerdings weiterhin ein Problem. Noch einmal. Wenn das Ergebnis der gesellschaftlichen Leistung aufgrund von Naturgesetzen (unsichtbare Hand) entsteht, hat niemand ein Recht dazu, „kein Problem (zu haben), an Bedürftige abzugehen“. Das ist nicht unser Verdienst, schon gar nicht meines oder deines, das ist die Welt wie sie leibt und lebt. Aber jetzt wird es philosophisch…Im Gegenteil – Heute befinden sich die meisten Menschen gewollt oder akzeptiert in der Opferrolle. „Ich muss arbeiten gehen – Ich muss mal dies, muss mal das. Nicht das ich es wollte, nein, niemals. Ich habe nichts zu wollen. Ich bin nur ein armes Opfer, das tut was man verlangt.“ So geht es doch zu. Die Leute müssen wieder lernen zu wollen. Der Wille ist der Ausgang von allem was es gibt. Das ist Initiative pur. Es ist nicht zielführend, die Gesellschaft nach eigenen Maßstäben zu beurteilen.

  • Evelyn R.

    Liebe Hannelore,mit großem Interesse lese und verfolge ich Deine Internet-Seiten zum Matriarchat. Der Artikel über das BGE hat mich etwas stutzig gemacht. Einiges davon wurde bereits in den vorliegenden Kommentaren erläutert (BGE ist keine Gleichmacherei, Finanzierung des BGE, etc.).

    Zu Deinem Artikel:
    Ohne bedingungslose Bedürfniserfüllung kein reiches Leben
    dann sind die armen Millionärserben, die von den Zinsen leben doch zu bedauern.Ist die Fülle erreicht, verschafft uns das tiefste Befriedigung, falls das erreichte Ziel aus uns selbst kam.Was aber ist mit den Menschen, die gerne arbeiten möchten aber keinen Job finden?Ich behaupte, auch Menschen, die von ihren Gefühlen ziemlich abgeschnitten sind, spüren irgendwie tief drinnen: Mein Grundeinkommen, für das andere einzahlen müssen, hat den Duft eines Almosen.Die Menschen die heute Sozialhilfe oder HartzIV beziehen, müssen sich dazu sogar noch Vorwürfe und Erniedrigungen von den zuständigen Sachbearbeitern gefallen lassen.
    Und: In den USA sitzen zehn mal mehr Menschen im Knast, als in Deutschland. Dafür erhalten hier mehr Menschen finanzielle Unterstützung, wenn sie arbeitslos, sozial bedürftig oder erwerbsunfähig sind. Diese Menschen werden nicht in das soziale Elend getrieben, in denen ihnen nur noch der Weg in die Kriminalität bleibt, wenn sie überleben wollen. Ein gesundes Kind wächst heran, ist neugierig, will mitmachen, helfen, aufbauen, hämmern, kleben, teilnehmen, erschaffen und schöpfen. Es will herausfinden, ist abenteuerlustig, beobachtet, fasst an und begreift. Es ist aktiv und Subjekt.Und dank des BGE muss es sich dann vielleicht nicht für eine bestimmte Schulbildung, Studium, Berufsausbildung entscheiden, nur um seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen und später eine ungeliebte Tätigkeit auszuführen, sondern hat auch die Möglichkeit sich einfach seinen ureigenen Interessen und Fähigkeiten zu widmen, und einen Weg zu gehen der nicht mit einem Job im Arbeitsmarkt endet. Aber es geht uns gegen den Strich, für irgendwelche abstrakten Eventualitäten „ins Leere” zu geben
    – Nur gut, dass die Natur nicht so denkt…

    Dass in Deutschland 80 Mio. Menschen gleich viel produzieren wie 1500 Mio. Chinesen ist mit Sicherheit kein Naturgesetzt – wie Volker Stöckel in seinem Kommentar schreibt. Es ist ein von Menschen gemachtes. Denn scheinbar erfüllt sich hier ein langgehegter Wunsch der Menschen: die Arbeit möge leichter, weniger werden, am besten ganz entfallen, damit wir uns mehr den schönen Dingen des Lebens widmen können. Es ist der technische Fortschritt, der die menschliche Arbeitskraft überflüssig macht. Leider kommt das in einer patriarchal organisierten Welt nur einigen Wenigen zu Gute. Wie z.B. den Großkonzernunternehmern, die durch die Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft und den Naturressourcen immer mehr Güter, Land, Geld angehäuft haben, um sich dann genau die Maschinen anzuschaffen, die die menschliche Arbeitskraft überflüssig macht.
    Sind wir am Ziel dieses menschlichen Traumes?
    Wohl kaum. Denn die Mehrheit der Bevölkerung geht leer aus:
    2 % der Weltbevölkerung besitzen 98 % des Weltvermögens.

    Für einige Menschen scheint es schwer akzeptabel zu sein, dass Menschen einfach Geld für ihren Lebensgrundbedarf zur Verfügung gestellt bekommen sollen, ohne Gegenleistung eines körperlichen oder geistigen Einsatzes, einfach nur, weil sie eben auf der Welt sind. Mir geistern da so Sprüche durch den Kopf, wie "Wer nicht arbeitet, der soll auch nicht essen." Oder "Ohne Fleiß kein Preis". In einer Gemeinschaft mit Subsistenzwirtschaft machen diese Sätze durchaus Sinn. Da ist die Sicherung des Überlebens doch zum großen Teil an den Einsatz der körperlichen Arbeit gebunden. In einer patriarchalen, "maschinisierten" Welt machen diese Sätze keinen Sinn mehr.

    In einer matriarchalen Welt hingegen, bräuchten wir überhaupt kein BGE. Denn da gäbe es keine Ausbeutung (sondern lediglich Nutzung) der Natur, keine Ausbeutung von Menschen, Völkern. Das Leben wird geachtet. Es gibt keine Hierarchie, kein soziales Gefälle. Da wo es Unterschiede im Reichtum gibt, kommt es durch bestimmte Maßnahmen zur Umverteilung und damit allen zu Gute (siehe z.B. Juchitan).

    Ich möchte nicht behaupten, dass das BGE die Probleme in unserer patriarchalen Welt lösen würde. Ich habe keine Ahnung, was tatsächlich passieren würde, wie wir uns entwickeln, wenn das BGE käme. Vielleicht wird alles nur noch schlimmer? Und was wäre, wenn es besser (im Sinne von weniger patriarchal) würde?

    Sorry, das mein Kommentar jetzt vielleicht doch ein bisschen lang wurde – aber mir brannte da einiges auf der Seele.

    Liebe Grüße
    Evelyn

      

  • Richard

    Hallo Hannelore,
    da hast Du ein großes Fass aufgemacht. Hier ein paar Gedanken:
    Matriarchat kann nur funktionieren, wenn niemand vom anderen abhängig ist, seine Grundbedürfnisse in jeder Lage erfüllen kann: Nahrung, Liebe.
    Nur wer in der Lage ist, in die Natur gehen, sich seine Nahrung aus dem Boden zu graben oder vom Baum zu schießen, ist selbstbestimmt. Jeder andere ist vom Wohlwollen eines weiteren abhängig, der ihn beschäftigt, ob selbstständig oder abhängig.
    Patriarchat ist deshalb möglich, weil es Existenzangst gibt. Ehe war möglich, weil es die einzige Möglichkeit war, das sexuelle Bedürfnis auszuleben.
    Das wesentliche am Grundeinkommen ist, dass es BEDINGUNGSLOS ist, in keinem Fall aberkannt/gepfändet werden kann oder darf. Die Existenzangst wäre weg. Dieses Einkommen würde nur für das nötigste reichen, nicht mehr. Aber es würde reichen,  dass die Menschen wieder mehr auf sich hören und ihren Gefühlen nachgeben werden.
    Es ist meines Erachtens nur ein Weg, in eine andere Gesellschaft, nicht das Ziel.

  • Beim bedingungslosen Grundeinkommen geht es außerdem um eine Vereinfachung der Verwaltung bereits bestehender Sozialleistungen (in Deutschland). Langfristig soll durch die Ausweitung des Non-profit-Sektors eine gesellschaftliche Veränderung erreicht werden, die der schwindenden Bedeutung der Lohnarbeit in Zeiten zunehmder Rationalisierung und Automatisierung entgegenkommt.

  • Das Argument der Gleichmacherei und Vereitelung von Individualität ist komplett konstruiert. Du heftest dir eine gewisse naive Ausgewogenheit ans Revers, betreibst letztendlich aber nur blindes bis populistisches BGE-Bashing.

    Ständig werden Riesensummen aus unseren Steuergeldern oder dreiste Steuergeschenke an die Großindustrie wie Nokia mit der Feuerwehrspritze verteilt. Worfür, damit wir ansehen wie sie Milliarden-Profite einsacken und trotzdem auch noch den letzten Job ins Ausland verlagern? Nein, es ist an der Zeit, dass stattdessen der arbeitende Bürger subventioniert wird und nicht das gesichtslose Großkapital.

    Das BGE ist kein Ersatz für Arbeit, sondern es ist eine Ergänzung: Ein Sockel ohne Wenn und Aber auf dem jeder Marktteilnehmer fast auf Augenhöhe mit dem Arbeitgeber verhandeln kann. Nach dem Aussterben der Gewerkschaftsdinosaurier wird es nämlich niemanden mehr geben, der für eine faire Verhandlungsposition sorgen kann.

  • Hallo,
    fühle mich in dieser Runde von Diskutanten überwiegend wohl; ich  würde auch die recht wütend anmutende Antwort von #3 gerne etwas abgemildert sehen; aber Wut dient ja nun mal der Abgrenzung, und die ist – je nach der mehr oder weniger prekären Lage, in der man steckt oder nicht steckt – manchmal auch mehr oder weniger nötig. Wenn wir bei den Irokesen wären und uns in einer egalitären Konsensdemokratie befänden, müssten wir jetzt nur noch Hannelore endgültig überzeugen, und wir könnten in unserem Clübchen das Ding starten. Oder Hannelore müsste sich noch ein paar wirklich gute Argumente überlegen, um uns vielleicht doch noch auf ihre Seite zu ziehen. (Vielleicht sollten diese Thesen ja nur dazu dienen, die Argumentation pro BGE ein wenig anzuheizen!?)

  • Jonas

    Der Diskurs ist köstlich. Ich fragte mich, worauf das System -so wies heute ist- fundiert/steht. Dazu sei angemerkt dass ich schweizer bin und dass wir schweizer -ca. 7Millionen Menschen- 4 von 5 teilen des Korns das wir essen, seit ein paar Jahren aus Indien(!) importieren, aus Indien, wo laut einer statistik ca. 7oder8Millionen Menschen schwerst, permanent unterernährt sind. Oder dass Europas Vieh den Mato Grosso (-Grosser Urwald) auffrisst und zum grössten Teil bereits gefressen hat. (Den Mato Grosso gibts nicht mehr) Man rodet ihn, um Soja zu planzen, welches man künstlich ernähren muss, weil der Boden dafür nicht geeignet ist, und zerstört deshalb noch dazu den ureigenen Boden den man mit Dünger und -ich weiss nicht was alles hineinkommt- vergiftet.(Quelle: http://www.wefeedtheworld.at)Damit wollte ich andeuten, das wir uns gegenwärtig von der Ausbeutung anderer ernähren. Und ich frage mich; Ist die Wurzel von Verantwortungsbewusstsein und Selbstbestimmung nicht die Lebensmittelautonomie? -also das Gegenteil von Lohnarbeit/Lohnabhängigkeit.? Schlussbemerkung: Ich glaube, solange wir an Lohn und der (Zwangs)Arbeit anderer angewiesen sind, werden wir das System in seinem Wesen nicht ändern. Unabhängig von dem was ich jetzt Aeusserte aber, scheint mir die Idee „Bedingungsloses Grundeinkommen“ doch ziemlich zu sympathiesieren. Trotzdem werde ich meine Sorge nicht los, dass alle bemühungen -auch die mit der besten Absicht, die in die Richtung eines Lebenswerten Gesellschafts-Organismus arbeiten, nicht greifen werden wollen, wenn wir nicht zur Subsistenzproduktion/Subsistenzperspektive umdenken, oder zumindest darauf achten, was auf unserem Teller landet.

  • Sehr guter Artikel, Danke, Hannelore! Du kritisierst das BGE mal mit ganz anderen Argumenten, als man sie sonst hört. Das steht zu den sonstigen Argumenten (aus meiner Sicht v.a., dass das BGE, wenn es denn kommt, aufgrund der Funktionsweise des Kapitalismus nicht nenneswert über den Hartz-4-Elendsstandard wird hinausgehen können und somit auch keine "Befreiung vom Arbeitszwang" darstellt, sofern man nicht extrem bescheiden und anspruchslos ist — siehe dazu z.B. diese Diskussion um Probleme mit dem Grundeinkommen) natürlich nicht in Widerspruch, sondern ergänzt sie auf sehr sinnvolle Weise.

  • Richard

    #11
    Das ist genau das, was ich befürchte, und wahrscheinlich auch so kommen muß.
    Das Patriarchat ist zwingenderweise notwendig in der heutigen Welt. Die rücksichtslose Ausbeutung der Natur ist überlebensnotwendig für viele Menschen. Nur: diese wird zwangsläufig zu Ende gehen und dann steht für viele der Hungertod. Nicht mehr Millionen, sondern Milliarden. Die einzige Möglichkeit in meinen Augen ist die Verringerung der Menschenzahl auf ca. 500 Mio bis 1 Mrd Menschen.

  • Hannelore

    Danke euch allen für die Kommentare! Da habe ich wohl tatsächlich einen Nerv getroffen. Ich werde bestimmt in weiteren Beiträgen darauf zurückkommen.

    Was mir besonders auffiel, ist, dass alle anzunehmen scheinen, dass ich gegen das BGE bin. Der letzte Satz, (Stichwort "Fangfrage") müsste doch klar machen, dass ich bei der Frage: "GE für oder dagegen?" gar keine Meinung habe. Mir persönlich ist ein evtl. GE völlig egal, auch wenn ich in DE leben würde, weil ich gar nichts vom Staat will (weder vom deutschen noch vom amerikanischen).

    Mein Text ist eine Untersuchung, was dahinter steckt. Was treibt die Leute zu so einer Idee, was erwarten, erhoffen sie. Und inwiefern ist das durch sachliche Argumentation begründet… Eine verändernde Handlungsweise ist nur zu erreichen, wenn man das erkennt.

    Manche scheinen auch mich als Person mit dem Text zu verwechseln. Man kann eine Argumentationskette aufbauen und selbst völlig anderer Meinung sein 😉
    ___
    ps Da ich unregelmäßig schreibe, könnt ihr neue Beiträge abonnieren.

  • Evelyn R. schreibt: "Dass in Deutschland 80 Mio. Menschen gleich viel produzieren wie 1500 Mio. Chinesen ist mit Sicherheit kein Naturgesetzt – wie Volker Stöckel in seinem Kommentar schreibt. "
    Natürlich habe ich es soooo nicht gemeint. Missverständnis. Wer etwas überlegt, versteht mich richtig, falls es ihr/ihm nicht sowieso klar ist. Ich spare mir die Mühe, es im Sinne der "Kritik" aufzudröseln.

  • Vogel

    In der Tat. Hannelores Argumente sind „etwas anders“ als man sie üblicherweise zum Thema hört. Und das iss gut so und erfrischend für`s Denken. Was mich bei der BGE-Diskussion stört, ist dass selbst an den Stellen, wo für Befreiung, Selbstverwirklichung usw. durch das BGE gesprochen wird, wo also psychologisch argumentiert wird, ich trotzdem den Eindruck habe, es wird technisch sachlich (patriachalisch) argumentiert. Zu dem Aspekt Nachhaltigkeit einer solchen Idee (z. B. Wirkung über 3 Generationen) wie das BGE kann man sich hier ein Gefühl verschaffen: http://www.perbylund.com/the_library_howthewelfarestatecorrupted_german.htm

    Beste Grüße
    Vogel

  • Martha

    Ein BGE, z.B. basierend auf den von Götz Werner erarbeiteten Grundlagen, würde endlich auch einmal davon wegführen, Arbeit bzw. Einkommen durch Arbeit zu besteuern. Das alleine ist doch schon eine völlig absurde, bescheuerte Idee. Ich rackere mich tagtäglich ab, und dafür muss ich auch noch Steuern bezahlen! Die Steuern müssen auf dem Konsum erhoben werden und nicht auf der Arbeit! Nur damit ist einigermassen Gerechtigkeit für alle gegeben. All die zermürbenden Themen wie Erbschaftssteuer, Schwarzarbeit, Steuerhinterziehung bzw. Steuerbetrug, etc., etc. würden von einem Tag zum anderen wegfallen. Aber Gerechtigkeit ist und war in dieser patriarchalen Gesellschaft nie ein Thema.

  • Tahija

    Hallo,

    als passives Objekt hier meine subjektive Meinung zu dem Thema:

    Wie du sagst, reicht dir ein Wikipediaartikel aus, um dich über das bedingungslose Grundeinkommen zu informieren.
    Meiner Meinung nach müsste man sich aber zuerst mit der Situation in Deutschland beschäftigen um diese Frage beantworten zu können. Man sollte sich auch fragen, wieso diese Frage überhaupt aufkommt.

    Du schreibst:
    „Wir reden hier von einem „bedingungslosen Grundeinkommen”, nicht über ausreichende Hilfszuwendungen bei Notfällen, für die es ja bereits staatliche Töpfe gibt, aus denen ausgeteilt wird.“

    Genau hierin liegt meiner Meinung nach das Problem: Es gibt eine Menge Töpfe, aus denen ausgeteilt wird. Wir sollten uns schon hin und wieder fragen dürfen, ob diese Töpfe ausreichend und für die Mehrheit der Bürger eines Staates möglichst gerecht sind. Ich hoffe, darin stimmst du mit mir überein.

    > Was bleibt unter dem Strich?

    Da wird es drei Gruppen geben:

    1. diejenigen, denen durch die Ein- und Auszahlerei Nachteile entstehen
    2. diejenigen, die durch die Ein- und Auszahlerei Vorteile haben
    3. und diejenigen, für die das Ganze keinen Unterschied macht

    Diese Situation haben wir gerade jetzt in Deutschland.
    1. diejenigen, denen durch die Ein- und Auszahlerei Nachteile entstehen:
    Dass es in einem System Nachteile für den einen oder anderen immer geben wird, steht wohl außer Frage. Ziel sollte es sein, die Zahl derer zu beschränken, denen Nachteile entstehen.

    2. diejenigen die durch Ein- und Auszahlerei Vorteile haben:
    Von dem jetzigen System (HartzIV)
    profitieren in der Tat viele:

    Dazu fallen mir spontan die Träger ein, denen das Geld, das eigentlich Arbeitslosen zustehen sollte, von den ARGEN zugeschoben wird. Es ist eine Riesen-Beschäftigungs-Industrie entstanden, in denen Geld, das eigentlich für die Arbeitslosen vorgesehen ist, verpulvert wird. In sinnlosen Maßnahmen wird Menschen zudem noch die letzte Würde genommen. Ok, diese bekommen auch ein Häppchen davon ab, die sogenannte *Mehraufwandsentschädigung*, vielleicht solltest du das Wort auch einmal bei Wikipedia nachlesen. Nebeneffekt diese Maßnahmen: Raus aus der Statistik (Staat profitiert also auch)

    Die ARGEN haben den Vorteil des geringeren Aufwandes, sie müssen die Bedürftigen nur weiterschieben…

    Ein weiteres Beispiel sind die Kommunen, die sich in den letzten Jahren auf Kosten der *Armen* saniert haben.

    3. und diejenigen, für die das Ganze keinen Unterschied macht.

    Diese 3. Gruppe sollte lernen, dass es schneller als die denkt, sie selbst betreffen kann und sie werden feststellen, wie sinnvoll ein bedingungsloses Grundeinkommen sein könnte. Beschäftigung in Deutschland ist mittlerweile ein Luxus, den sich viele nicht mehr leisten können. Mit Grundeinkommen könnten sie das vielleicht wieder?

    > Gleiches Grundeinkommen heißt Verantwortung abgeben und hoffen, dass die Durchführung klappt.

    > Um zum Ausgangsproblem „Bist du für oder gegen gleiches Grundeinkommen?” zurückzukehren; mein Nachbarskind würde bei dieser Art von Frage den Kopf schief legen, mich anblinzeln und sagen „Is this a trick question – eine Fangfrage?”

    Dann ist es mit Sicherheit kein HartzIV Kind.

    • @Tahija „und für die Mehrheit der Bürger eines Staates möglichst gerecht sind. Ich hoffe, darin stimmst du mit mir überein. “

      Nein, tue ich nicht.

      Erstens bin ich nicht für Mehrheitsdemokratie, weil die Minderheit nicht repräsentiert ist, und damit keinen Grund hat, eine Entscheidung mitzutragen. Das schwächt die Durchführung dieser Entscheidung oder kann sie sogar unmöglich machen.

      Zweitens: Was ist „gerecht“? Selbst wenn es einen humanen Maßstab dafür gäbe, heißt das nicht, dass damit die Bedürfnisse des Individuums befriedigt werden. Bedürfnisbefriedigung ist für mich der einzige Indikator für eine ausbalancierte Gesellschaft, in der es keine signifikanten Reibungen, und damit keine Gewalt gibt.

    • Vogel

      @Tahija,
      es gibt viele Gründe für und gegen das BGE. In der Hauptsache läuft`s imho auf 3 Punkte raus:
      1. Die Finanzierung (woher kommts? und natürlich auch: was bewirkt`s realiter? – Umverteilungsprobleme?!) Wichtiger Unterpunkt hierzu: Definition des Betrages (!) ab dem „soziokulturelle Teilhabe“ vermutlich sicher gestellt ist (es geht um ein bedingungsloses „Mehr“ [an Kohle] sonst nix!) –> Finanzierung)
      2. Eine imho unzumutbare Überladung des Begriffs BGE mit wirtschaftlichen, politischen, steuersystematischen und weltanschaulichen Themen (Beispiel: „Beseitigung von Armut – Freiheit Selbstbestimmung des Einzelnen – Gleichheit, Verteilungsgerechtigkeit, Teilhabe – Solidarität Zusammenhalt der Gesellschaft – Förderung von Selbständigkeit, Innovationen – Ermöglichung von flexibleren Arbeitszeiten – Neubewertung von Arbeit“ (aus B90/Grüne, Konzept Strengman-Kuhn – allein die B90/Grünen haben 4(!) verschiedene Hauptkonzepte plus einige Nebendiskussionslinien) typisch Politik: Der Berg kreißt erstmal und herauskommt `ne Maus mit drei Beinen und einem Flügel) – ich bin allerdings auch der Überzeugung, dass das BGE keinen Stein auf dem anderen lässt, wenn man nur die notwendige Konsequenz daransetzt und weit genug nach vorne guckt!
      3. Die Nachhaltigkeit – ist die sicher gestellt? Was kommt nach dem BGE und wie schnell? Guck Dir bitte `mal den Beitrag, den ich oben verlinkt habe, an, dann bekommst Du ein Gefühl dafür was ich meine. Der Mensch ist ein unkalkulierbarer Faktor! Leider – „deshalb iss alles so schwierig“ – und Gottseidank – ich würde nich unbedingt wollen, das man mich, oder mit mir, „kalkuliert“! Es gab noch keine gute Idee, die an ihrem Ende nicht in Perversion ausgeartet wäre – man muss nur den Zeitrahmen weit genug fassen.
      Von einem abgehobenen Standpunkt aus betrachtet könnte das BGE und seine Folgen schon eine schöne Utopie sein. Ich bin zwar immer noch dagegen, hab` aber bei meinen Recherchen durchaus eine gewisse Sympathie entwickelt. Iss aber auch egal: Wir müssen uns ums BGE sowieso keinen Kopp machen.

      Beste Grüße
      Vogel

  • Vogel

    @Hannelore,
    Deine Antwort auf Tahija erstaunt mich (imho mit ganz dicken Kanonen auf Vögel geschossen):

    Erstens bin ich nicht für Mehrheitsdemokratie, weil die Minderheit nicht repräsentiert ist, und damit keinen Grund hat, eine Entscheidung mitzutragen.

    Sie könnte es aber doch auch tun. Minderheit vs. Mehrheit heißt doch wohl nie: Immer und 100 % der anderen Meinung sein. Die Tatsache, dass es Minderheiten gibt spricht weder gegen „Mehrheit(s)“ noch gegen „Demokratie“. Und auch innerhalb der Mehrheit mag es Befürworter von Varianten und Alternativen geben … Wenn Du gegen Mehrheit bist, so musst Du nicht automatisch für Minderheit sein, oder? Soweit ich Dich kennengelernt habe, bist Du vielleicht gegen Regierung, gegen Herrschaft allgemein – egal wer diese uns in welcher Form ausübt – also (am ehesten) für Anarchie? (von gr. anarchos = führerlos, ohne Oberhaupt; Herrschafts-, Gesetzlosigkeit; anarchisch = gesetzlos – Meyers Bd. 2, S. 132) Bevor ich weiter im Nebel stochere: Wie stellst Du dir die Organisation des Zusammenlebens von Menschen vor? Welcher Begriff steht für Deine Vorstellung?

    Was ist “gerecht”? Selbst wenn es einen humanen Maßstab dafür gäbe, heißt das nicht, dass damit die Bedürfnisse des Individuums befriedigt werden.

    Meinst Du nicht auch, dass Gerechtigkeit nur ein humaner Maßstab sein kann? Was denn sonst? (die klassische Definition … von Ulpian: „Die Gerechtigkeit ist der feste und beständige Wille, jedem sein Recht zu gewähren“ – Meyers Bd. 10, S. 124) Wer möchte kann sich in puncto Gerechtigekit durch die gesamte Philosophie lesen. Du bringst hier den Zusammenhang zu Bedürfnisbefriedigung des (jedes??) Individuums. Wer Dir da evtl. am nächsten kommen könnte ist vielleicht Karl Marx, meinst Du den (oder das?)?

    Bedürfnisbefriedigung ist für mich der einzige Indikator für eine ausbalancierte Gesellschaft, in der es keine signifikanten Reibungen, und damit keine Gewalt gibt.

    Welcher Bedürfnisbegriff ist gemeint? (Bedürfnis in der Wirtschaftstheorie: die Empfindung eines Mangels, verbunden mit dem Wunsch, ihn zu beheben (H. v. Stackelberg) … Bedürfnis in der Psychologie: das infolge von Bedarfs- und Mangelzuständen auftretende psychische (triebdynamische) Spannungsgefälle (Bedürfnisspannung), das die Aktivität des Individuums stimuliert und zu konkreten Zielvorstellungen führt, die auf die Beseitigung des zugrundeliegenden Mangels gerichtet sind. … – Meyers Bd. 3, S. 697)

    Dazu würd` ich gern noch `was von Dir hören.

    Beste Grüße
    Vogel

  • Tahija

    @Hannelore

    > Erstens bin ich nicht für Mehrheitsdemokratie, weil die Minderheit nicht repräsentiert ist, und damit keinen Grund hat, eine Entscheidung mitzutragen. Das schwächt die Durchführung dieser Entscheidung oder kann sie sogar unmöglich machen.

    Für mich wäre es interessant zu erfahren, in welcher Staatsform die Durchführung einer Entscheidung mit allen Stimmen möglich ist.

    > Bedürfnisbefriedigung ist für mich der einzige Indikator für eine ausbalancierte Gesellschaft, in der es keine signifikanten Reibungen, und damit keine Gewalt gibt.

    Könnte das bedingungslose Grundeinkommen nicht gerade das sein? Es würde die Existenzbedürfnisse aller Menschen in einem Staat sicher stellen. Die Befriedigung seiner weiteren Bedürfnisse würde dann in den Händen des Einzelnen liegen. Ich glaube nicht, dass sich dadurch mehr Menschen zu *Nehmern* entwickeln würden, im Gegenteil. Diejenigen, denen das Grundeinkommen als zusätzliches Einkommen zugute kommen würde, sei es gegönnt und es würde der Regierung vielleicht ersparen, den Bürgern solche sinnlosen Geschenke wie „Abwrackprämien“ zu machen.
    Ich sehe in einem sicher gestellten Existenzminimum gerade das Gegenteil des von dir vorgestellten Szenarios: Mit Wegfallen von Existenzängsten können sich Menschen wieder auf sich selbst besinnen, sie werden kreativer, haben Spaß daran etwas zu entwickeln und werden ganz individuell neue Ideen entwickeln, ihr Leben zu gestalten. Natürlich wird es auch einen geringen Prozentsatz geben, der sich auf dem Grundeinkommen ausruht, bzw. damit zufrieden ist. Aber gerade das gehört gehört meiner Meinung nach auch zur Individualität eines Menschen.
    Für eine weitere Vermutung von mir habe ich keine Zahlen und keine Fakten, sondern nur eigene Erfahrung. Die derzeitige Druckausübung unter HartzIV erzeugt bei den Menschen eine derart hohe Belastung, die die direkten und indirekten Gesundheitskosten der Bevölkerung wesentlich beeinflusst. Kosten, die bei einem bedingungslosen Grundeinkommen eingespart werden würden.

    Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass HartzIV mit einer menschenfreundlicheren Ausgestaltung das Gleiche hätte leisten können wie das BGE.

    Viele Grüße
    Tahija

  • Tahija

    @Vogel

    Hallo,
    zu 1: Das soll halt mal jemand mit möglichst allen Konsequenzen durchrechnen. Wie finanziert sich HartzIV?

    Zu den anderen Punkten kann ich nichts sagen, den Artikel muss ich zuerst 3 x lesen, bevor ich ihn wirklich *aufgenommen* habe, aber er ist sehr interessant.

    Zu dem Thema an sich habe ich meine Meinung nur abgegeben, weil ich, als frische HartzIV Geschädigte, Hannelores Beitrag sehr provokativ fand. Zur Zeit kann ich mich aber nicht weiter damit beschäftigen, weil ich arbeiten darf :-).

    Viele Grüße

    Tahija

  • Martha

    Selbst wenn ein Teil der Menschen bei einem BGE beschliesst, keiner weiteren bezahlten Arbeit nachzugehen, ist das nicht nur völlig egal – es ist sogar wünschenswert! Bedingt durch die rasant zunehmende Automatisierung und Computerisierung der Arbeitsprozesse wird es keine Vollbeschäftigung mehr geben.

  • Tahija

    Hallo Martha,

    > Bedingt durch die rasant zunehmende Automatisierung und Computerisierung der Arbeitsprozesse wird es keine Vollbeschäftigung mehr geben.

    Das habe ich mich nicht gewagt zu sagen, denn in meiner realen Umgebung wird einer solchen Äußerung immer noch strikt widersprochen.
    Eigentlich ist es interessant, wie diese Regierung es immer noch schafft, Arbeitslosen und anderen weiszumachen, dass die Arbeitslosigkeit selbst verschuldet sei, das man zB. mit über 50 bei Arbeitgebern wegen seines Wissens und seiner Erfahrungen sehr gefragt ist. Gleichzeitig werden sie in sinnlosen Maßnahmen aufbewahrt oder in irgendwelche 1-Euro-Jobs steckt, in denen sie dann entweder auch wieder verwahrt und beschäftig werden: (siehe z.B. http://www.dekra-toyscompany.de/index.php?id=374 – da kann man über eine Ausbildung zum Puzzlekönig ganz schnell wieder in den 1. Arbeitsmarkt kommen) oder aber als Niedriglohnarbeiter Zwangsarbeit verrichten müssen. Wobei sie ja noch nicht einmal den Status eines Niedriglohnarbeiters haben, denn ihr Lohn ist ja überhaupt kein Lohn.

  • Vogel

    @Tahija,
    Rechenmodelle gibt`s viele – präferiert wird eine Basic Income Flat-Tax (BIFT) die dann je nach Höhes des BGE 60 – 100 % beträgt (in letzterem Fall kein BGE mehr sondern Einheitseinkommen 1.500 € für alle! – wollte man letzteres über Konsumsteuern regeln landet man bei 152 % Mwst. s. hierzu: . Und das alles ohne die unkalkulierbaren Faktoren Mensch & Zeit.
    Hartz IV finanziert sich durch Steuern und Sozialbeiträge.
    Ich finde Hannelores Beitrag auch recht erfrischend und hab mich deshalb an der Diskussion beteiligt. Sie begründet ihr Nein auf eigene Art.

    Bedürfnisbefriedigung […] Könnte das bedingungslose Grundeinkommen nicht gerade das sein? Es würde die Existenzbedürfnisse aller Menschen in einem Staat sicher stellen.

    Das ist nicht zu erwarten, leider sind die Bedürfnisse recht individuell – deshalb heißen die Menschen auch: Individuen 🙂 (Sorry für den Spaß – CNR)

    @Martha,
    das ist idT nich das große Problem – das Problem iss die Langzeitwirkung! (Lies bitte den verlinkten Artikel)

    Beste Grüße
    Vogel

  • Tahija

    > Ich finde Hannelores Beitrag auch recht erfrischend und hab mich deshalb an der Diskussion beteiligt. Sie begründet ihr Nein auf eigene Art.

    Wo sagt sie das? Lies ihren Beitrag vom 6. Feb. 2008, 15:02. Da sagt sie eindeutig, dass sie keine eigene Meinung dafür oder dagegen habe.

    Es geht um *Existenzbedürfnisse* und die sind nicht wirklich so individuell.
    Den Link zu der Debatte habe ich geöffnet und die Zahlen könnten einen erschlagen, bzw. tun das auch. Nach dem Bericht in diesem Link hier: http://www.wiwi.uni-frankfurt.de/~strengma/Finanzierung_Grundeinkommen.pdf
    ist eine Finanzierung aber grundsätzlich möglich und nur darauf kommt es an.

    Deine Antwort an Martha verstehe ich auch nicht. Das Problem der nicht vorhandenen Arbeit ist kein Problem? Wo nix iss kann man auch langzeitwirkend nix holen…
    Gute Nacht

  • Martha

    Bis ein Produkt endgültig über die Ladentheke geht sind darauf bereits bei jedem einzelnen Arbeitsprozess jede Menge Steuern und Abgaben erhoben worden. Produktionskosten + Steuern, Infrastrukturkosten + Steuern, Warenkosten + Steuern, Lohnkosten + Steuern, und am Ende noch die MwSt. All diese Steuern sind schliesslich im Endprodukt enthalten und werden in letzter Konsequenz vom Konsumenten bezahlt. Rechnet man alle in einem Produkt enthaltenen Steuern zusammen, besteht der Preis jeder Ware zu 50% aus Steuern. Fallen nun aber all die bei der Herstellung eines Produktes anfallenden Steuern weg, verbilligt sich erstmal jedes Produkt um 40 – 50%. Fasst man nun all die weggefallenen Steuern erst am Ende beim Verkauf der Ware in Form einer 50%igen MwSt zusammen, wären wir dann wieder in etwa bei den heutigen Preisen angelangt. Endgültig wegfallen aber würden die meisten der unzähligen Aemter und damit der ganze aufgeblasene Beamtenapparat, was schliesslich eine enorme Ersparnis einbrächte.
    Aus meiner Sicht gibt es 3 Gründe gegen ein BGE:
    1. Neid. „Wir mussten unser Leben lang hart arbeiten. Uns hat auch keiner was geschenkt…“
    2. Machtpolitik. Menschen, deren Grundbedürfnisse gedeckt sind, sind nicht mehr so gut manipulier- und ausbeutbar. Diese Menschen lassen sich nicht mehr so gut kontrollieren oder erpressen.
    3. Beamtentum und Filz. All die einträglichen netten z.T. unkündbaren Jobs würden wegfallen. Aber auf die könnte eine gerechtere Gesellschaft verzichten.
    Einer der vielen Pluspunkte bei einem BGE wäre z.B., dass wir mehrheitlich motivierte Leute auf dem Arbeitsmarkt hätten, die sich mit dem BGE nicht zufrieden geben. Jeder könnte es sich einrichten, wie es im/ihr gefällt, ohne sich demütigen und ausbeuten lassen zu müssen.
    In Deutschland ist es bereits heute so, dass von 10 Menschen lediglich 4 einer Erwerbstätigkeit nachgehen. 3 leben von jemandem, der einer solchen Erwerbstätigkeit nachgeht (Kinder, Partner), 2 leben von Renten und Pensionen, weniger als einer lebt von Harz IV und der Rest von angehäuftem Vermögen.
    Viel ändern würde sich also bei einem BGE nicht, ausser dass die Demütigung und Ausbeutung der Menschen wegfallen würde.

  • Rainer

    Das BGE sollte bald eingeführt werden. Es verhindert existenzielle Ängste und fördert die Menschen, die etwas Neues beginnen möchten.

  • Pingback: Gabriele Lässer

  • Der Artikel hier ist zwar schon älter, aber ich finde, dass das Thema immer noch sehr aktuell ist und nicht einfach beiseite geschoben werden sollte.