Ernährung durch Licht und Lebensenergie bei Ureinwohnern

Teil 1 / 4 der Serie Ernährung

Die meiste Arbeit in einem Clan oder Stamm bei Ureinwohnern wird gemeinschaftlich erledigt. Das Ziel ist weniger seinen Job gut zu verrichten, sondern genug gemeinschaftliche Energie freizusetzen, so dass sich alle durch das, was sie tun, genährt fühlen.

Jedes Mitglied möchte die Empfindung von Fülle haben, sich erfüllt fühlen.

Wohlstand bedeutet für indigene Menschen Fülle; es ist eine Empfindung, die von Sorgen befreit und entsteht, wenn man in Verbindung mit der Natur ist, in Verbindung mit dem Ursprung. Die Arbeit oder die Liebe zur Arbeit ist genau genommen die Liebe zu dieser Art Wohlstand, den man nur durch die Gemeinschaft mit anderen Menschen empfängt.

Arbeit bezieht sich in den Sozialverbänden der Ureinwohner immer auf Subsistenzwirtschaft, also Selbstversorgung. Es wird niemals mehr produziert, als verbraucht und gebraucht wird. Häufig sind in den Gesellschaften der Ureinwohner die Frauen für das leibliche Wohlergehen der Gemeinschaft zuständig. Sie sammeln Pflanzen, Nüsse, Wurzeln, fangen Kleintiere oder bearbeiten den Boden in Ackerbaugesellschaften. Sie sammeln Kräuter und stellen Medizin her. Sie bereiten das Essen zu und verteilen es. Auch die dazugehörigen Keramikgefäße, Töpfe, Bretter zum Mahlen und andere Kochutensilien und Werkzeuge entwickeln und schaffen sie sich selber. Männer tragen durch Fischen und Jagen zur Ernährungsvielfalt bei, bzw. kümmern sich um die Landwirtschaft. Sie haben ansonsten Aufgaben, die außerhalb der Ernährung durch Essen liegen.

Ernährung geht über das Körperliche hinaus

Ernährung liebevoll zubereitetViele Tätigkeiten in indigenen Gesellschaften, auch die Feldarbeit, werden von Musik und Gesang begleitet, welche einen bestimmten Zustand der Fülle aufrecht erhält, der – das ist allen bewusst – nicht von selbst fortbesteht.

In einem Stammesdorf besteht eine enge Beziehung zwischen Kunst und Ritual. Arbeit ist eigentlich ein Ritual und das Ritual heilt die Arbeitenden. Malidoma Somé berichtet aus seinem afrikanischen Dorf:

„Ich erinnere mich an die bewegenden poetischen Gesänge meiner Mutter beim Getreide mahlen. Nach sechs Stunden hatte sie erst einen kleinen Korb voll Mehl. Aber dieses Mehl als Ergebnis ihrer Arbeit enthielt enorme Energie, sowohl die spirituelle Energie der Poesie und Musik als auch die im Getreide enthaltene physische Energie. Ihre ganze Arbeit war ein Kunstwerk, mit so echter, totaler Hingabe verrichtet, dass sie die tiefe Empfindung der Fülle in der ganzen Familie erzeugte.“ (Somé, s.u.)

Nicht nur in Afrika, sondern in allen indigenen Systemen gehen die Menschen mit Nahrung auf die gleiche Weise um. Ein weiteres Beispiel sind die Maori auf Neuseeland:

Kai (Essen) war schon immer ein wichtiger Teil der Lebensweise der Maori. Die Ahnen schaffen mit Kai die Verbindung von Frauen und Männern zum spirituellen Bereich. Kai vereinigt Frauen und Männer mit der Erde und allen Elementen, inklusive der Sonne. Kai verbindet Frauen und Männer mit den anderen Männern und Frauen der Gemeinschaft, während es wächst, dann geerntet, getauscht und schließlich geteilt wird. Kai verbindet Frauen und Männer mit sich selbst, weil es erhält und nährt. Besondere Fachkenntnisse und geschicktes Können umschließen alle Aspekte von Kai. Diejenigen, die dieses Wissen besitzen werden nicht nur verehrt, ihnen wird auch die Verantwortung auferlegt, ihr Wissen und Können an andere weiterzugeben. (Charles Royal, Maori Food)

Menschen, die mit dieser Art der Ernährung vertraut sind, müssen sich hilf- und schutzlos vorkommen, wenn sie plötzlich wegfällt. Zur Zeit der Wüstenbildungen konnten die Frauen ihre Sippen nicht mehr ernähren – weder energetisch noch physisch. Die Menschen fanden keine Erfüllung mehr, stattdessen entstand ein Defizit.

Welche Konsequenzen dies hat beschreibt Malidoma Somé sehr deutlich, denn es ist genau die alles verändernde Ursache für die Bildung patriarchaler Strukturen.

Die zwischenmenschlichen Beziehungen, die durch die Arbeit (Selbstversorgung) verfestigt werden, weil das Produkt und die gemeinsamen Gesänge ein Band unter den Menschen weben, bilden eine „Energieglocke, die wie ein Sonnenschirm schützend über den Menschen liegt“ (Somé, s.u.).

Ernährung ist die Aufnahme von Energie

Der Kolonialismus, alt oder neu, gehört zu einem System, das diese Energieglocke zerreißt und die Menschen schutzlos den Elementen aussetzt. Jean Liedloff (s.u.) über die südamerikanischen Yequana:

„Das Bedürfnis nach gefühlsmäßiger Versicherung ist bei den Yequana ein anerkannter Teil der menschlichen Natur, einer an dessen Berücksichtigung die Gesellschaft ein Interesse hat. Es ist eine weitere Sicherheitsmaßnahme dagegen, dass irgendeines ihrer Mitglieder, durch den Druck von Umständen auf sein natürliches Sozialverhalten, sich in Konflikt zur Gesellschaft entwickelt.“

Diese zur Aufrechterhaltung der Harmonie nötige Energie ist etwas so Delikates, dass sie durch die leiseste Beeinträchtigung vernichtet werden kann.

Eine derartige Beeinträchtigung waren die enormen Klimaveränderungen und Dürrezeiten, die erstmals die patriarchalen Konversations-Netzwerke hervorgebracht haben. Aber einmal entstanden, breitete sich das patriarchale Paradigma dann weiter durch systemische Herrschaftstechniken wie Kolonialismus, Missionierung und gewalttätiges Inbesitznehmen weltweit aus (vgl. Enstehung Patriarchat).

Den Gipfel haben wir mit der Globalisierung erreicht, wonach entweder eine gründliche Rückbesinnung und ein Bewusstwerden unseres Systems mit entsprechenden neuen Handlungsmustern erfolgen muss, oder die totale Zerstörung menschlichen Lebens.

Das heißt: Wir sind dabei mitten in der kapitalistischen Maßlosigkeit des Überflusses zu verhungern, wo wir eben nicht die ernährende Energie bekommen, die uns Fülle gibt.

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Literatur:

Malidoma Somé, Die Weisheit Afrikas: Rituale, Natur und der Sinn des Lebens

In diesem Buch offenbart Malidoma, wie das Leben der Dagara mit seinen Ritualen zu einer tiefen Beziehung zur Natur und und dazu einem harmonischen, spirituell wachen Zusammenleben in dermenschlichen Gemeinschaft führen kann. Wer sich von diesen heilenden Ritualen inspirieren lässt, der/die ist offen, ihren/seinen persönlichen Sinn im Leben zu finden.

Jean Liedloff, Auf der Suche nach dem verlorenen Glück. Gegen die Zerstörung unserer Glücksfähigkeit in der frühen Kindheit.

4 Kommentare

  • Hallo, ich finde den Artikel hochspannend. Die Bedeutung der Gefühle bei der Selbstversorgung… Habe ich so noch nicht gesehen… Danke

  • Pingback: Hannelore Vonier

  • Schöner Beitrag und ich sehe es ähnlich.
    Bei uns hat die Essenvorbereitung und das gemeinsame Speisen eine große Rolle und es erfüllt unsere Familie mit neuer Energie und Leben.
    Das erleben auch hierzulande die meisten menschen, wenn sie zu Weihnachten und Ostern zusammenkommen…

  • @ Millus:

    na ja, ich denke, bei uns laufen da häufig Zwänge ab. Wir sind doch von klein auf trainiert „happy family“ zu spielen. Merken wir das überhaupt? Wehe, wenn da eine/r andere Vorstellungen hat und z.B. Weihnachten nicht mitmachen will. Für die gibt es sogar einen extra Begriff „Schwarze Schafe“.

    Und ich stimme zu, dass gemeinsames Kochen/Essen – egal ob in der Familie oder mit Freunden – viel Spaß machen kann. Aber Spaß haben und genießen ist eine Sache, mit nährenden Energien heilen eine andere.