Staats-Schulden, ein Produkt der Emotionellen Pest

Teil 1 / 3 der Serie Die Schuldenfalle

Der Ausdruck „Emotionelle Pest“ wurde von Wilhelm Reich geprägt. Es ist lohnenswert sich damit auseinanderzusetzen, denn daran ist unsere Gesellschaft erkrankt. Wer sein eigenes Wohlbefinden und das seiner Umgebung verbessern will, hat größere Chancen, wenn er sich mit den umfangreichen Forschungsergebnissen Reichs allgemein, insbesondere aber der Emotionellen Pest vertraut macht.

Der Ausdruck „emotionelle Pest“ ist keine diffamierende Bezeichnung. Er betrifft nicht bewusste Bösartigkeit, moralische oder biologische Degeneration.

Ein Organismus, dem die Fähigkeit, sich natürlich fortzubewegen, von der Geburt an dauernd unmöglich gemacht wurde, entwickelt künstliche Formen der Fortbewegung. Er oder sie hinkt oder geht auf Krücken.

Ebenso bewegt sich ein Mensch mit den Mitteln der emotionellen Pest fort, wenn ihm von Geburt an die natürlichen Lebensäußerungen der Selbstregelung unterbunden wurden. Der emotionell Pestkranke hinkt charakterlich.1

Die Emotionelle Pest wird auch definiert als „menschliche Destruktivität auf dem gesellschaftlichen Schauplatz“. Gleich mehr dazu.

Krisen und Staatsschulden

Was ist der Unterschied zwischen den Schulden einer Familie oder eines Privatunternehmens und den Staatsschulden?

Macht eine Familie Schulden, um eine größere Anschaffung zu finanzieren, so wird sie versuchen, den Kredit möglichst schnell an die Bank zurückzuzahlen. Warum? Weil sie Zinsen und Zinseszinsen auf das geliehene Geld zahlen muss. Nämlich einen bestimmten Prozentsatz der Summe.

Wer schuldenfrei ist, muss an niemanden Zinsen zahlen. Die Banken lehnen die Vergabe von weiteren Krediten ab, wenn jemand zu hoch verschuldet ist, keine Sicherheiten bieten kann und für die Bank das Risiko birgt, die Zinsen nicht mehr zahlen zu können. Die Zinsen, wohlgemerkt. Auf die Rückzahlung der geliehenen Summe legt die Bank keinen Wert, denn dann bekommt sie ja künftig keine Zinsen mehr.

Wer rechnen kann, vermeidet daher Schulden, bzw. hält sie so klein als möglich. Wie wird man Schulden wieder los? Die Gegenmaßnahme heißt sparen und den Kredit als Ganzes zurück zahlen.

Das klingt einfach, war es auch vielleicht einmal. Aber heute gibt es Kräfte, die das nicht wollen und alles dran setzen, dass Schulden-Haben der Normalzustand ist. Bei den meisten Staaten ist das bereits der Fall.

Warum spart der Staat nicht genug? Was macht er mit den Steuereinnahmen? Warum zahlt er das geborgte Geld nicht nach und nach zurück?

Die Staatsschulden sind so groß – Tendenz steigend -, dass die Steuereinnahmen allein für die Zinsen drauf gehen. Die eigentlichen Schulden, die Kredite, können unmöglich getilgt werden. Sie bleiben einfach bestehen. Zur Freude der Banken, denn dadurch werden ja Zinsen fällig.2

Den Staatshaushalten gegenüber fungieren Finanzinstitute nicht mehr als Serviceunternehmen, wo Kredite ausgehandelt werden können, sondern als „Dauer-Gläubiger“. Was einmal marktwirtschaftlich frei vereinbart werden konnte, ist eine einseitige Angelegenheit geworden.

Nach dem Motto „Wer zahlt schafft an“, können die Banken3 einen enormen Druck ausüben, was in den Staatshaushalten wann, wie und von wem gemacht wird.

Und die Schlinge zieht sich mehr und mehr zu. Denn hin und wieder schießen die Banken gezielt neues Kapital ein, woraufhin der Schuldenberg wächst, die Zinsen natürlich auch und der Banker lacht sich ins Fäustchen.

Staatsschulden pro Kopf in Deutschland

Staatsverschuldung USA

Warum und wann investieren die Banken in einen hochverschuldeten Staat neue Gelder?

Genau dann, wenn die Investitionen sich positiv für die Banken auswirken werden. Und nur für die Banken! Was könnte das sein? Woran sind die Banken so stark interessiert, dass sie neues Risiko eingehen und ihren Tresor einen Spalt weit öffnen?

Die Antwort lautet: Wenn der Konsum erhöht werden kann. Denn in Konsumartikeln sind Steuern enthalten.

Ob das ein Drittwagen ist, Nachhilfe für die Kinder, der erhöhte Verbrauch von Medikamenten oder sonst was, spielt keine Rolle. Konsum, der über die tägliche Bedürfnisbefriedigung hinaus geht (das ist außerhalb autarker indigener Gesellschaften überall der Fall), bringt immer einen Rückfluss in den Geldtopf der Banken mit sich.

Einerseits verschulden sich Privatleute und zahlen Zinsen; andererseits können durch die enthaltenen Steuereinnahmen weiterer Konsumgüter mehr Zinsen vom Staat zurück gezahlt werden. Es gibt also für die Banken gar kein Investitions-Risiko, wenn sie durch Druck auf Politiker/Gesetzgebung, Medien, Filmindustrie usw. den Verbrauch von Produkten/Services in die Höhe treiben.

Nochmal: Die Banken geben neues Kapital nur unter der Bedingung des erhöhten Konsums. Es ist eine Rechenaufgabe herauszufinden, wie viel höher der Verbrauch sein muss, um eine bestimmte Kreditsumme durch die zusätzliche Einnahme von Steuergeldern/Zinsen zu decken.

Spitzt sich diese Situation zu, dann sind die Steuergelder der Bürger identisch mit den Zinsen, die sofort an die Banken gehen. (Manche behaupten, dass die Steuern nicht mal ausreichen.)

Daraus folgt: Da der Staat neben den Zinsrückzahlungen noch ein paar andere Ausgaben hat, müssen die Banken weiteres Kapital geben. Die Schulden erhöhen sich, ebenso die Zinsen und in der gleichen Dimension muss sich nach dem Diktat der Banken der Konsum erhöhen.

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Viele Leute sind des Konsums überdrüssig. Sie haben erkannt, dass sie keinen Nutzen daraus ziehen, im Gegenteil. Eine minimalistische Lebensweise wird von immer mehr Menschen angestrebt.

Andere sind in ihren finanziellen Möglichkeiten beschränkt, als dass sie noch häufiger ins Kino oder Restaurant gehen oder länger Urlaub machen könnten. Das wissen die Banken auch. Es hat ja keinen Sinn, etwas erzwingen zu wollen, was nicht geht. Wie kann man den Konsum erhöhen, wenn die Geldmittel der Verbrauchermassen beschränkt sind?

Tägliche Dosis Medikamente

Täglicher Medikamenten-Cocktail
Happy hour three times a day!

Man etabliert Produkte, die bisher nicht den Massenkonsumgütern zugeordnet wurden, als neue Konsumartikel.

Paradebeispiel ist hier die „Gesundheits“industrie, vorneweg die pharmazeutischen Konzerne. Was als Versicherung für Notfälle gedacht war – die Krankenkassenbeiträge – wird nun einfach verkonsumiert. Für die tägliche Dosis an Medikamenten verbraucht.

Mechanistisches Denken in der Medizin

Im Großen und Ganzen wird die Öffentlichkeit von der Pharmaindustrie und der Ärzteschaft so beeinflusst, dass sie an die Grundsätze der allopathischen (mechanistischen) Medizin glaubt. Die mechanistische Medizin behauptet, dass die Krankheitssymptome gleichbedeutend mit der Erkrankung sind und dass die Verschreibung des richtigen Medikaments die Behandlung der Wahl darstellt.

Daher kommt die falsche Annahme, dass diese Krankheiten tatsächlich verstanden werden. Und, dass sie ausschließlich auf biochemische Abweichungen im Patienten zurückgehen.

Tatsächlich wird es so unmöglich, den zugrundeliegenden bioenergetischen Ursprung der Krankheit zu erkennen.

Entsprechend wird die Verabreichung von chemischen Substanzen, beispielsweise Schmerzmittel, Beruhigungsmittel etc., zur Behandlung der Wahl. Egal, ob sie in natürlicher Form oder künstlich von der Pharmaindustrie hergestellt werden.4

Die allopathische Behandlungs-Methode versucht, mit solchen Arzneien zu heilen, die etwas völlig anderes, unterschiedliches als das am Patienten Beobachtete bewirken. (Das erinnert an den Witz mit dem Mann, der seinen verlorenen Schlüssel unter der Laterne sucht, weil es dort hell ist.)

Mit der Bezeichnung Allopathie kritisierte Samuel Hahnemann, Begründer der Homöopathie, den aus seiner Sicht konzeptlosen Umgang der Schulmedizin mit oft mehreren vermischten Substanzen, die in ihrer Wirkung nicht am Symptombild des Patienten, sondern auf eine vermutete Ursache ausgerichtet sind.

Ihre Wirkung sah Hahnemann im Hervorbringen zusätzlicher, künstlicher „Arznei-Krankheiten“, die zur ursprünglichen Krankheit hinzutreten und diese verkomplizieren. (Siehe auch den witzigen Blogbeitrag „Die Bremsspuren-Krankheit„)

Um den Konsum anzukurbeln, bezahlt die Pharmaindustrie freischaffende Medizinjournalisten, um Artikel zu schreiben, in der deren Produkte angepriesen werden. In der Medizin ist diese Praxis ein offenes Geheimnis.

Viele der Artikel in wissenschaftlichen Zeitschriften werden in Wirklichkeit von Ghostwritern geschrieben, die auf der Lohnliste der Pharmafirmen stehen. Die anscheinend objektiven Artikel, die Ärzte auf der ganzen Welt benutzen, um daran die Behandlung ihrer Patienten auszurichten, sind oft Teil einer Marketingstrategie der Pharmafirmen, um ein Produkt bekannt zu machen oder den Zustand aufzubauschen, den es behandelt.

Die Pharmaindustrie stellt biochemische Stoffe her, die im allgemeinen darauf gerichtet sind, das störende Symptom zu unterdrücken oder zu dämpfen.

Von dieser Praxis wird allgemeinhin angenommen, dass sie zur Heilung führt. (Ansonsten würden die Menschen die Medikamente nicht einnehmen.)

Da sie sich auf die Beseitigung von Symptomen konzentriert, geht es nicht um die emotionale Gesundheit des Patienten oder um den zugrundeliegenden Krankheitsprozess.

Konsequent kann die Krankheit in anderer Form wiederkehren, nachdem das Symptom durch die Gabe von Arzneimitteln unterdrückt wurde. Man betrachte beispielsweise angstlösende Medikamente, die die Angst zwar beseitigen, oft jedoch beim Patienten zu einem Verlust des Sexualtriebes und der emotionalen Lebendigkeit führen.5

Der Allgemeinheit wird so niemals bekannt, in welchem Ausmaß das Individuum den Sexualtrieb und damit seine emotionale Lebendigkeit verloren hat. Bekannt ist nur, dass sich die Leute elend fühlen, energielos, unbefriedigt. Genau das will die „emotionelle Pest“, die im nächsten Teil der Serie genauer beschrieben wird.

  1. Reich, W.: Charakteranalyse: Kiepenheuer & Witsch, 1989 []
  2. Empfehlenswert ist der Artikel „Die Schuldenlüge“ von Rico Albrecht; auch als Hörbuch erhältlich. []
  3. Zentral- und Geschäftsbanken []
  4. Charles Konia []
  5. Siehe auch: „Die Pharmaindustrie und die Emotionelle Pest“ auf dem Blog von Peter Nasselstein []