Die ideologischen Fundamente unserer Gesellschaft und der liebe Gott

 

„Man mache die Naturvölker erst zu Menschen, dann zu Christen; man bilde sie langsam zu der und durch die Kultur vor, deren höchste Blüthe das Christenthum ja eben sein will. Nicht Wissen und Erkennen, und wäre es der höchsten Weisheit, Thätigkeit vielmehr und selbständiges Bauen des eigenen Lebens gibt dem Menschen erst sittlichen Halt und sittliche Kraft: diese wecke, gestalte, befördere man und man wird das Christenthum fördern.
Ist es doch wahr, dass jene Verbrecher, welche aus den Deportationsorten entsprangen und sich an verschiedenen Stellen Ozeaniens niederliessen, durch die Bruchstücke von Kultur, welche sie den Eingeborenen mittheilten, dem Christenthum und den Missionaren den Weg gebahnt und sehr erleichtert haben, ohne dass sie es selbst wollten und obwohl sie oft mit der Kultur zugleich manches Verbrechen lehrten.“

Dies ist ein Ausschnitt aus dem Buch „Über das Aussterben der Naturvölker“ von Dr. Georg Gerland 1868 geschrieben, und im Rahmen des Projekt Gutenberg als e-book 2004 digitalisiert. Es ist ein Beispiel für das patriarchale Denken unserer Kultur, wie sie uns geprägt hat und unsere Kinder prägen wird.

Man könnte einwenden, das war vor 140 Jahren, heute ist alles ganz anders. Wenn es anders wäre, würden Naturvölker anders behandelt werden. Ja, sie haben neue Namen bekommen: Entwicklungsländer, Drittländer. Aber sie werden – wie zur Zeit der ersten Kolonien – von den „zivilisierten“ Nationen ausgebeutet, und missioniert.

Gott ist immer dabei

Ohne christliche Missionierung würde es gar nicht funktionieren. Denn in „Gottes Wille“ liegt die Rechtfertigung für das verbrecherische Treiben, anderen den eigenen Willen aufzuzwingen. Christen können sich immer auf ihren Glauben heraus reden, dass diesen armen Menschen geholfen werden muss… weit entfernt von „selbständiges Bauen des eigenen Lebens“.

Schauen wir mal genauer hin: diese „armen“ Menschen verarmten erst, nachdem Europäer bei ihnen gewütet haben. Die nordamerikanischen Indianer wurden durch die eingeschleppten Krankheiten um 80% dezimiert. Der Rest wurde abgeknallt oder nach Westen getrieben und bis heute in zu kleinen Reservaten „gehalten“.

In Afrika verdursten Menschen zu Tausenden, weil die christlichen „Entwicklungshelfer“ miese Industrie-Arbeitsplätze schaffen, dabei funktionierende Gemeinschaften zerstören, und gleichzeitig das Wasser vergiften.

In Indien begingen/begehen Bauern zu Hunderten Selbstmord, weil sie von Konzernen gezwungen wurden Monokulturen anzulegen und mit Pestiziden zu behandeln und so ihr Land vergiftet haben, das danach wertlos war und die Ernährung der Familien auf dem Spiel stand. Tja, selber dumm, den daher gelaufenen Christen einfach zu vertrauen. Jetzt, nach dem Fiasko, sind diese Menschen so misstrauisch wie wir.

Es gibt reichlich solcher Beispiele. Naturvölker, die noch einigermaßen intakt sind, gehören überwiegend zu den matriarchalen Gesellschaften, die sich mit Klauen und Zähnen gegen patriarchale Übergriffe wehren, und lieber sterben, als sich zu unterwerfen (Vgl. die Maya in Guatemala).

Alles in Gottes Namen.

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Bücher über Gott bei Amazon – nur wenige sind Kritiken… Solange Menschen das Christentum und Gott glorifizieren, wird es keinen globalen Frieden geben.

Foto: Father John J. Brown, der erste Schwarzfuß-Indianer, der 1948 ein Priester der Römisch-Katholischen Kirche wurde. Wie absurd, wenn man die Spiritualität der Indianer kennt. Kolumbus erkannte sie und nannte die ersten Eingeborenen, denen er begegnete in seiner Muttersprache italienisch: „in-dios“, ‚mit-Gott‘. (Es war keine Verwechslung mit Indien, das zu Kolumbus‘ Zeiten ganz anders genannt wurde.)