Weihnachtsfeier: Vernichtung des Bösen

Im 16. Jahrhundert, zur Zeit der Eroberung des amerikanischen Kontinents, verquickten die „Frailes“ (Mönche) bei ihrer Evangelisierung indianische mit christlichen Bräuchen. Da die Eingeborenen „ermutigt“ werden sollten, christliche Kirchenfeste anzunehmen, wurden die christlichen Feiertage auf dasselbe Datum festgelegt, wie die indianischen Feste.

So kam es, dass Weihnachten, eine traditionell katholische Festlichkeit, zwischen dem 7. und 26. Dezember begangen wurde. Und geschickt nutzten die „Frailes“ das Interesse der Indianer an Kunst und Kult, um das christliche Weihnachtsfest in das rituelle Leben der Eingeborenen zu integrieren.

Durch die Propagierung des „Salvador Novo“, des neuen Erlösers und die Ausnutzung der indianischen Freude am „Heidenspektakel“ hoher Dichtkunst, so wie an prunkvollem Kunsthandwerk, gelang es den „Frailes“, die Eingeborenen in der christlichen Lehre zu unterweisen. Huitzilopochtli, der von den Azteken als der „Kolibri des Südens“ verehrte Geist, wurde ersetzt durch die Geburt und die neue Lehre „unseres Herrn Jesus Christus“.

Die „neue Tradition“ wurde von „Fray Diego de Soria“, einem Priester des San Augustín Acolman Klosters, eingeführt. Er hatte zuvor die Genehmigung von Papst Sixtus V. eingeholt, um in „Nueva España“, in Neu-Spanien, die „Misas de Aguinaldo“ feiern zu können. In langen Prozessionen, großen Zeremonien, die dazu angetan waren, die Eingeborenen zu beeindrucken, zog man mit dem „neuen Mysterium“ quer durchs Land.

Ihren Höhepunkt erreichte die „neue Festlichkeit“ mit Feuerwerk und „Piñatas“, die, gemäß aztekischer Tradition, mit einem Stock zerschlagen wurden. Eine Piñata ist ein Tongefäß, das in einen siebenzackigen bunten Papierstern eingewickelt ist. Dieser hängt an einer Schnur, die an beiden Enden an einem festen Punkt befestigt ist.

Die christlichen Missionare haben das angeblich „im Menschen verborgene Böse“ mit dem Tongefäß einer Piñata verglichen: ähnlich wie das Tongefäß, so die christliche Allegorie, müsse das Böse auch im Menschen zerstört werden.

Die Zacken des Sterns symbolisierten dabei die 7 Hauptsünden, die es auszumerzen galt: Unzucht, Völlerei, Geiz, Stolz, Neid, Zorn, Faulheit.

So musste beispielsweise ein indianischer Exekutant mit einem Stock sowohl die Sternzacken, als auch das Tongefäß der Piñata völlig zerstören – und dies mit verbundenen Augen, welche die Erblindung des Glaubens symbolisierten. Damit sollte das Böse umgehend vernichtet werden. Die niederfallende Sternenhülle aber, sollte die Segnungen Gottes freisetzen.

Im heutigen Mexiko freilich, werden derartige „Segnungen“ mit mancherlei Süßigkeiten gekrönt. Einige Wochen vor Weihnachten dreschen die Kinder fröhlich mit ihren kleinen Stöcken ganz unschuldig auf die Piñatas ein, um den bunten Sternen allerlei Zuckergebäck zu entlocken: ein „Heidenspaß“ für sie und die ganze Familie!