Web 2.0 im Vergleich mit der Lebensweise indigener Völker – Das Netzwerk ist die Plattform

Das Netzwerk ist die Plattform.

Dieser Satz ist die Kernaussage einer sozialen, egalitären Gesellschaftsform.

Vergleichen wir dies mit indigenen Stammesgesellschaften. Die Gemeinschaft ist dort das Netzwerk. Das können z.B. die Bewohner/innen eines indianischen oder balinesischen Langhauses sein, in dem 3 bis 4 Generationen einer Großfamilie leben.

Im Langhaus wie im Web 2.0 steuern die Einzelnen die Werte bei.

Es kann das Netzwerk „Dorf“ oder „Sippe“ oder „Stamm“ oder der Verbund mehrerer Stämme (Nation) sein. Das gesamte Alltagsleben spielt sich auf der Plattform Netzwerk ab. Wobei die Benutzer/innen Wert beisteuern.

Darin liegt die Parallele zum Web 2.0.

Wert kann Geld bedeuten, muss aber nicht. Wie im Artikel über die Tauschsysteme von Eingeborenen beschrieben, wird magisches Eigentum angestrebt. Der energetische Wert wird stetig gesteigert, so dass die Einzelnen gesättigt werden können. Es kommt auf den ‚Geist der Sache‘ an. Das gilt für die Ureinwohner-Netzwerke ebenso wie für die Netzwerke des Web 2.0.

Hier eine kleine Liste:

Web 1.0 Web 2.0
DoubleClick –> Google AdSense
mp3.com –> Napster
Britannica Online –> Wikipedia
Persönliche Webseiten –> Blogs
Spekulation mit Domain Namen –> Suchmaschinen-Optimierung
Veröffentlichung –> Beteiligung
Content Management Systeme –> Wikis
Taxonomie (Verzeichnisse) –> “Volksonomie” (Tagging)
Feststehend (”stickiness”) –> Zusammenwachsen (”syndication”)

Die Geisteshaltung bestimmt den Wert

In einer Missbrauchsgesellschaft wie dem Patriarchat werden Forderungen gestellt. Wir nehmen, was wir kriegen können und sind uns nicht darüber bewusst, was wir geben könnten, was tatsächlich einen Wert für andere darstellt.

  • Web 1.0 / Patriarchat ist, jemandem unaufgefordert eine Email zu senden zu einem Thema, das der Absender für interessant hält.
  • Web 2.0 / egalitär ist, ein „Social Bookmark“ zu setzen und den Netzwerk-Mitgliedern des Bookmark-Services (bei Mister Wong heißten sie ‚buddy‘, bei Delicious ‚people‘ oder ‚fan‘) die Wahl zu lassen, sich mit diesem Thema zu befassen. Genauso funktioniert es bei Facebook.

Der Unterschied: Im ersten Fall wird meine Aufmerksamkeit vom Absender erzwungen, denn ich muss meine Emails einzeln durchgehen. Im zweiten Fall wird mir Information zur Verfügung gestellt; ich habe die Wahl, die Bookmarks meiner Freunde nach Interessantem durchzuforsten, oder auch nicht.

  • Web 1.0 / patriarchal sind Webseiten ohne Möglichkeit der Interaktion. Monolog statt Beteiligung vieler. Der/die Webmaster geben die Inhalte vor.
  • Web 2.0 / egalitär sind Blogs, wo der Austausch durch kommentieren, bewerten und weiter verbreiten stattfindet. Beitragen durch die eigene Stimme, wie bei den Konsensentscheidungen der Stammesgesellschaften.

Das Web 2.0 funktioniert nach den universalen Prinzipien, die viele Ureinwohner noch nicht vergessen haben: Beispielsweise nach dem „Gesetz der Anziehung“ – Reich werden durch Geben.

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Zum weiter lesen:

Viele verstehen nicht, inwiefern Google ein Web 2.0 Unternehmen ist und sich von traditionellen ‚ausbeuterischen‘ Firmen unterscheidet. Mehr dazu in der deutschen Übersetzung der Beschreibung des Web 2.0 von Tim O’Reilly.

5 Kommentare

  • richard

    Hallo Hannelore,
    Meiner Erfahrung nach tummeln sich die „ausbeuterischen“ Firmen ebenso im Web 2.0. Leider sind sie dort nicht so einfach erkennbar.

  • @richard – Missbrauch kannst du nur verhindern, indem du a) Bescheid weißt und dann b) dort nicht mitmachst, bzw. es aufdeckst.
    Wo Web 2.0 drauf steht ist nicht unbedingt Web 2.0 drin. Das ist wie bei Leberwurst 😉

  • „Das ist wie bei Leberwurst ;-)“

    – Ja, genau;-) Und bei den Blogs ist es so, dass vielleicht in manchen Bereichen Informationen ausgetauscht werden, in anderen Bereichen die alte Ellenbogengesellschaft herrscht,
    in anderen Bereichen merkwürdige Massenphänomene auftreten, mit Führer- und Gefolgschaft – z.B. im Bereich „Geld verdienen mit Blogs“.
    Oder Links werden zur „Währung“, aber man schreibt lieber ienen Kommentar als einen Trackback zu setzen, kommentiert, um eine Seite zu pushen usw..

    Der Kern – nämlich dass Hypertext etwas anderes als gedruckter Text ist, Bezüge viel besser hergestellt werden können, gerät aus dem Blick.

    Klaus-Peters letzter Blog-Beitrag…Internet-Wahlkampf: Hoffnungen, Enttäuschungen

  • Was ist bookmarken? Ich habe bereits auf Hannelores Hinweis, ihre Artikel zu bookmarken, einen Artikel, der mir besonders gefallen hat, gebookmarkt. Was passiert jetzt mit dieser Bookmarke? Wo taucht sie auf?

    Klaus-Peter schreibt:
    „Oder Links werden zur “Währung”, aber man schreibt lieber ienen Kommentar als einen Trackback zu setzen, kommentiert, um eine Seite zu pushen usw..“

    Was bedeutet das? Ist es sinnvoller zu kommentieren als einen Trackback zu setzen oder umgekehrt? Und warum?
    Heißt, „eine Seite zu pushen“, der Seite zu „helfen“?

    sumpffusss letzter Blog-Beitrag…Bildungsfreiheit

  • @sumpffuss – Ruth, deine Frage tut mir echt gut! Ich schreibe hier so viel über Web 2.0-Kram, dass ich mir denke: Das kann doch nicht sein, dass das alle verstehen. Wieso fragt niemand?

    Siehe auch Was ist ein Blog? und über Trackback.

    Vor ein paar Tagen stolperte ich über Goggis Blog, der schreibt:

    „Lange Zeit dachte ich: wenn ich öffentlich zugebe, keine Ahnung zu haben wie „Social Bookmarking“ genau funktioniert, gebe ich mich der Lächerlichkeit Preis. Seit heute weiß ich: Alle anderen wissen es auch nicht.“

    Bitte Leute, fragt!
    Besonders, weil es hier nicht um die Technik geht, sondern um das soziale Element.

    Eine Bloggerin ist nur so gut, wie die Kommentare, die sie bekommt. Also, helft, mein Bloggen zu verbessern 🙂

    Ich werde über Social Bookmarking schreiben, ich brauche nur ein paar Tage, denn abschreiben kann ich es nirgends, denn, wie zitiert: Die anderen wissen es auch nicht 😉