Selbstorganisation: Die essbare Stadt

Essbare Stadt

Essbare Stadt – jeder kann pflanzen, jeder kann ernten

Von: Roland Rottenfusser1

„Es ist eine Revolution“, sagt Pam Warhurst, „aber wir sind sanfte Revoluzzer. Alles, was wir tun, basiert auf Güte.“ Die Bewohner des englischen Städtchens Todmorden „revoluzzen“ mit Kartoffeln und Bohnen, Himbeeren und Salat. Unter dem Motto „Incredible edible“ (unglaublich essbar) haben die Bürger 70 private und brachliegende Grundstücke mit Obst und Gemüse bepflanzt. Das Besondere: Jeder kann selbst pflanzen – und ernten, was er braucht.

In der Nähe von öffentlichen Gebäuden, Parkplätzen oder Supermärkten – überall gibt es kleine Areale, wo etwas sprießt. Mary Clear, Großmutter von zehn Enkeln und Pam Warhurst, ehemalige Gastwirtin, wollen aus ihrer Heimatstadt die erste englische Gemeinde machen, die sich komplett selbst mit Lebensmitteln versorgt.

Begonnen hat alles, als Mary Clear den Zaun um ihren Gemüsegarten nieder riss. Sie sagte zu ihren Nachbarn: „Kommt und bedient euch“. Die wollten anfangs gar nicht glauben, dass sie sich einfach alles nehmen dürfen.

Nach sechs Monaten hatten sie sich daran gewöhnt. Andere Gärten wurden angelegt, die Menschen nahmen nicht nur, sie gaben auch: ihr Saatgut und ihre Arbeitskraft.

Die Effekte sind ausschließlich positiv. Gemeinschaftsgefühl und Naturbezug unter den Bürgern wuchsen, die Kriminalitätsrate sank.

In 21 weiteren englischen Städten, aber auch in Deutschland und Hong Kong ist Ähnliches geplant.

Die Gemeinschaftsgärten sind auch eine vorbeugende Maßnahme für eine mögliche Krise. Ein Rentner: „Selber Lebensmittel zu produzieren ist das Gefährlichste, was man tun kann, denn es besteht die Gefahr, die eigene Freiheit zu erlangen.“

  1. Reblogged von Tipps und Tricks für ein autarkes Leben []

2 Kommentare

  • Martina Bedregal Calderón

    Ich habe hier in Kiel etwas Ähnliches initiiert: Ich bin selber von Zwangsverrentung und Hartz IV Betroffene und
    begleite und berate ehrenamtlich Kranke, Migranten und vor allem
    Erwerbslose. In Kiel, wo ich wohne, traf ich immer wieder Betroffene,
    die sozial isoliert waren, oft depressiv verstimmt, sich auch nicht
    immer ausgewogen ernähren konnten, die viel alleine zuhause hockten (ich
    selbst hatte das auch alles durch bis hin zu 2 Suizidversuchen). Und
    auch in Anrufen, die ich bundesweit von Ratsuchenden kriege, ist es oft
    so. Ich habe deswegen eine Idee gehabt, die auf einem Bericht im
    Fernsehen über „urban gardening“ in Chicago (brachliegende Flächen, hohe
    Erwerbslosigkeit..) basiert. Ich habe mich umgehört und Kontakte
    geknüpft. Und dann selber erstmal angefangen im Garten meiner Nachbarn,
    die keine Zeit hatten, ihn zu bewirtschaften. Ich habe ihn wieder urbar
    gemacht und Obst und Gemüse dort angebaut. Inzwischen haben wir in Kiel 4
    Kleingärten, die wir bewirtschaften. Ich habe mit den Hartz-Betroffenen
    und den Kleingärtenvereinen gesprochen. Wir kriegen die Gärten erstmal
    pachtfrei, weil die Vereine froh sind, wenn sie wieder „entwildert“
    werden. Wir bauen dort zu viert oder sechst oder siebt nach Urbarmachung
    Obst und Gemüse an, wir ernten gemeinsam, wir treffen und in den
    Gärten, wir tauschen unser Eingekochtes in Kleinsttauschringen und in
    der Nachbarschaft. Und sollten wir in einigen Jahren Pacht zahlen
    müssen…ok, so teuer ist die Jahrespacht nicht, durch mehrere geteilt.
    Es gibt nur Vorteile: Wir haben frisches, ungespritztes Obst und Gemüse,
    wir bewegen uns an der frischen Luft (bestes natürliches Mittel gegen
    Depris), wir sind zusammen, wir schlagen der Geldwirtschaft ein Schnippchen so wie
    sie uns (lol), wir sind aktiv und agieren statt nur noch zu
    reagieren, wir tun das selbstbestimmt statt fremdbestimmt….

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