Freiheit ist, was folgt. Für ein Leben in Verantwortung

Freiheit ohne Ketten

Volksverdummung oder Das Weltbild der Meisten

Wer die Informationen kontrolliert, die die Meisten erhalten, bestimmt deren Weltbild, Gedanken und Entscheidungen. Nicht die Entscheidungen von allen, sondern „nur“ der Meisten, der Masse, der Mehrheit…

Tatsächlich werden die Massenmedien von nur fünf großen Unternehmen überwacht. Seit Herbst 2003 liegt in den „zivilisierten Nationen“ der „internationalen Gemeinschaft“, die Kontrolle von Fernsehen, Spielfilmen, Büchern, Nachrichten, Radio, Musik, Unterhaltung in den Händen der Leute, die hinter 1. AOL Time Warner, 2. Viacom, 3. NBC Universal, 4. Bertelsmann und 5. Murdoch/News Corp. stecken (siehe I want Media).

Wie viel Freiheit ist uns möglich? Wie viel davon können wir vertragen? Wollen wir sie überhaupt?

Alle Diskussionen über die Frage, ob der Mensch gut oder böse, ein soziales oder ein unsoziales Wesen sei, sind philosophische Spielereien. Ob der Mensch ein soziales Wesen oder ein merkwürdig vernunftlos reagierender Protoplasmahaufen ist, hängt davon ab, ob seine biologischen Grundbedürfnisse in Einklang oder in Widerspruch mit den Einrichtungen stehen, die er sich geschaffen hat.

Daher ist es auch unmöglich, den Menschen von der Verantwortung zu befreien, die er für die Ordnung oder Unordnung, trägt.

Und doch ist eines seiner wesentlichsten Kennzeichen geworden, diese Verantwortung mit Begeisterung von sich auf irgendwelche Führer oder Politiker abzuwälzen, da er sich selbst wie seine Institutionen nicht mehr begreift und nur mehr fürchtet.

Er/sie ist im Grunde hilflos, freiheitsunfähig und autoritätssüchtig, denn er/sie kann nicht spontan reagieren; ist gepanzert und erwartet Befehle, denn er/sie ist widerspruchsvoll und kann sich auf sich selbst nicht verlassen. (nach Wilhelm Reich in Die Entdeckung des Orgons – Die Funktion des Orgasmus von 1942, heute so aktuell wie damals.)

Herr Andrax: „Wieviel Freiheit möglich ist, gilt nicht nur für die Inhalte der Wikipedia, sondern auch für den Umgang miteinander, der Möglichkeit, das Produzieren dieses Wikipedia-Wissens kritisch zu hinterfragen: Wie sind die Strukturen? Welche Machtverhältnisse bestehen? Warum gehen engagierte Mitarbeiter_innen? Wie schützen wir schwächere: zu meist nicht-”weiße”, nicht-männliche … Aktive in der Wikipedia.“

Was tun?

Ich gehöre selbst zu denen, die die aktive Teilnahme bei der Wikipedia aufgegeben haben und weiß aus Erfahrung, dass unsachliche, unfaire, nicht-lösungsorientierte Angriffe in Diskussionen oder wiederholte ‚reverts‘ (zurück setzen auf die vorige Version) ohne Diskussion denjenigen echt unter die Haut gehen, die sich um konstruktive Arbeit bemühen. Solche Frustrationsgefühle können im Allgemeinen nur sehr nahe stehende Personen auslösen.

Und hier wird es interessant!

Denn es zeigt sich, dass die Wikipedia ein Phänomen ist, das unseren an-sozialisierten Erfahrungen fremder nicht sein könnte.

  1. Sie existiert außerhalb gesetzlicher Regelungen, ohne damit zu kollidieren! Gesetze sind hier nicht relevant, niemand muss geschützt werden, weil die Prinzipien ohnehin ethisch sind. Alles ist erlaubt und möglich, wobei die Verantwortung staatliche Gesetze einzuhalten beim Individuum liegt. Werden gesetzeswidrige Texte oder Bilder eingestellt, wie z.B. rechtsextremistische, dann ist das genauso wenig der Fehler der Wikipedia, wie der einer roten Ampel, die nicht beachtet wird. Wer bei der Wikipedia mitmachen will, sieht sich gezwungen, selbst Verantwortung für seine/ihre Handlungen zu tragen. Machst du das nicht, hältst du den ganzen Betrieb auf (im Patriarchat hält diejenige den Betrieb auf, welche plötzlich Verantwortung übernehmen will).
  2. Es gibt keine Hierarchie, auch wenn manche sich „nach oben“ kämpfen wollen. Wo es kein oben und unten gibt, ist das langfristig aussichtslos. Anders als bei der roten Ampel, wo bei Missachtung eine Strafe folgen kann, gibt es bei der Wikipedia kein Lob/Straf-System. Etwas woran wir seit dem ersten Schrei nach der Geburt gewöhnt sind.

Herr Andrax: „Wikipedia ist ein Massenphänomen geworden, die Community ist sehr elitär, nur wenige kritische Geister werden dort länger geduldet oder halten es dort längere Zeit aus. — So frei, wie ich hier darüber rede, kann ich dort nicht reden. Das ist so. Du bekommst es schnell zu spüren und bemerkst den Zwang, sich dem allgemeinen Normen unterzuordnen und anzupassen.“

Eines ist sicher: Mit patriarchalen Methoden ist dem nicht zu begegnen.

Von Konsensgesellschaften (Naturvölkern) habe ich gelernt, dass sie Widerstand leisten, indem sie ausweichen. Völker, die mit Waffen-Gewalt zurückschlagen, können evtl. noch einzelne matriarchale Merkmale aufweisen, sind aber im allgemeinen so von patriarchalen Nachbarn oder Eroberern unter Druck gesetzt worden, dass sie, um zu überleben, selbst zu patriarchalen Methoden greifen mussten und dadurch ihre Kultur verloren haben. Beispiele sind die meisten nordamerikanische Indianervölker. Sie mussten Krieg mit Krieg beantworten.

Andere Gemeinschaften, die sich in Rückzugsgebiete retten konnten, wichen den Angriffen aus. Davon können wir lernen.

Hier ist eine Liste, wie matriarchale Gemeinschaften vorgehen:

  1. Den Umgang auf wenige Regeln reduzieren, die jeder auswendig kennt, auch die Kinder
  2. Absolute Transparenz, alles wird offen gelegt
  3. Ausschließlich Konsensentscheidungen treffen, d.h. 100% Zustimmung (Ergosolv ist ein online-Tool, das der Entscheidungsfindung dient)
  4. Durchhaltevermögen entwickeln
  5. Hilfe und Unterstützung suchen/finden
  6. Einen Ältestenrat aus Personen bilden/befragen, die sich positiv bewährt haben

Wie jedeR das in der Wikipedia umsetzt, hängt von der Kreativität, dem Ausmaß des Engagements und dem Verantwortungsgefühl der Person ab.

Herr Andrax: „Auch freie Gemeinschaften neigen dazu, sich nicht nachdenklich der Gemeinschaft gegenüber zu verhalten. Denn dort suchen sie ihre Anerkennung, und das Projekt vermittelt ihnen eine Bedeutung. Das geht soweit, dass jemand durch buckeln und sich anbiedern Admin werden möchte und auch wird, weil er diese Tätigkeit auf seine Visitenkarte schreiben kann. Deshalb reagieren auch diejenigen, die sich mehr oder weniger sehr verbunden fühlen mit dem Projekt oder auch nur mit seinem Ideal, sehr gereizt auf Kritik. So könnten alle wissen, dass sich Militaristen an Hakenkreuz, Orden und Fähnchen ergötzen etc. – aber weil man sich im eigenen Wohlgefühl nicht gestört sehen möchte, schaut man da auch schon mal gerne weg.“

Wegschauen – das kommt uns Deutschen doch bekannt vor…

Die Wikipedia ist ein freies Projekt, eine „freie Enzyklopädie“. Im Wort ‚frei‘ liegt die Anziehungskraft und der Erfolg – endlich eine Möglichkeit für „Lieschen Müller“ und den „Kleinen Mann“, selbst etwas beizutragen.

Schon einmal wollten die deutschen Menschenmassen „Freiheit“. Hitler versprach ihnen autoritäre, absolut diktatorische Führung mit dem ausdrücklichen Ausschluss jeglicher Meinungsäußerung. 17 von 31 Millionen WählerInnen trugen Hitler 1933 im März jubelnd zur Macht. Wer die Dinge mit offenen Augen ansah, wusste:

Die Menschenmassen fühlten sich hilflos. Sie fühlten sich unfähig zur Verantwortung für die Lösung der gesellschaftlichen chaotischen Probleme im alten politischen Denkrahmen (vgl. patriarchales Paradigma). Der Führer sollte und würde es für sie tun.

Kleiner Mann ganz gross

Intensive Freiheitssehnsucht der Massen plus Angst vor freiheitlicher Verantwortung ergibt faschistische Mentalität, ganz gleichgültig, ob sie sich bei einem Faschisten oder bei einem Demokraten findet.

Die deutsche Wikipedia ist ein wertvolles Messinstrument. Sie spiegelt, wie es um die Menschen bestellt ist.

Und um zur Ausgangsfrage zurückzukommen: Ist die Wikipedia noch zu retten?

Die Wikipedia ist wie der Hund, auf dem sich die Flöhe streiten: es juckt ihn nicht. In kleinen Schritten (und kleinen Gruppen) wird die Wikipedia wachsen und Zwang, Dominanz und Faschismus hinter sich lassen. Im gleichen Tempo wie die Menschen sich befreien.