Lob und Tadel – die Selbstvertrauen zerstörende Kraft

Im Dschungel Venezuelas trifft eine junge Amerikanerin auf die Yequana-Indianer. Fasziniert vom offenkundigen Glück dieser “Wilden”, bleibt sie insgesamt zweieinhalb Jahre bei dem Stamm und versucht, die Ursachen dieses glücklichen Zusammenlebens herauszufinden. Vertraute Denkweisen werden ihr dabei immer fragwürdiger, immer größer wird ihre kritische Distanz zur Zivilisation.

Yequana-Kinder
Kinder verhalten sich von sich aus sozial. Eine Vorstellung, die uns fremd ist. Durch Erziehung wird das natürliche Sozialverhalten untergraben.

Sie erkennt, wie unsere Gesellschaft in jedem Menschen neu die angeborenene Glücksfähigkeit zerstört, und schreibt ein leidenschaftliches Plädoyer für eine Kindererziehung ohne Zivilisationsneurosen. Mit ihrem Buch wurde Jean Liedloff weltbekannt.

Jean Liedloff schreibt viel über die das Selbstvertrauen zerstörende Kraft von Lob und Tadel. Hier ein Ausschnitt:

Ich war Zeuge der ersten Augenblicke im Arbeitsleben eines kleinen Mädchens. Die Kleine war ungefähr zwei Jahre alt. Ich hatte sie bei den Frauen und Mädchen gesehen; während diese Maniok in einen Trog rieben, spielte sie. Jetzt nahm sie ein Stück Maniok vom Haufen und rieb es an dem Reibholz eines Mädchens in ihrer Nähe. Das Stück war zu groß; sie ließ es bei dem Versuch, es über das raue Brett zu führen, mehrmals fallen. Von ihrer Nachbarin erhielt sie ein liebevolles Lächeln und ein kleineres Stück Maniok. Ihre Mutter, auf das Auftauchen des unvermeidlichen Impulses schon vorbereitet, reichte ihr ein winziges Reibholz für sich allein. Das kleine Mädchen hatte die Frauen beim Reiben gesehen, solange es zurückdenken konnte, und so rieb es sofort das Klümpchen an seinem Reibebrett auf und ab wie die anderen.

In weniger als einer Minute verlor es das Interesse und rannte weg, ohne dass das Maniokstück merklich kleiner geworden wäre, wobei es sein kleines Reibholz im Trog ließ. Niemand gab ihm zu verstehen, dass seine Geste komisch oder eine „Überraschung“ sei; in der Tat erwarteten die Frauen sie früher oder später; sind sie doch alle vertraut mit der Tatsache, dass Kinder an der jeweiligen Kultur teilnehmen, wenngleich dabei Methode und Tempo von individuellen Kräften in ihnen selbst bestimmt werden. Es steht dabei außer Frage, dass das Endergebnis im Einklang mit der Gesellschaft stehen und auf Zusammenarbeit und völliger Freiwilligkeit beruhen wird.

Jean Leadloff

Erwachsene und ältere Kinder tragen nur die Hilfe und Vorräte bei, die sich ein Kind unmöglich selber beschaffen kann. Ein Kind, das noch nicht sprechen kann, ist sehr gut in der Lage, seine Bedürfnisse klar zu machen, und es ist sinnlos, ihm etwas anzubieten, was es nicht braucht; schließlich ist das Ziel der kindlichen Aktivitäten die Entwicklung von Selbstvertrauen. Bietet man ihm entweder mehr oder weniger Unterstützung an als es braucht, so wird dieses Ziel leicht vereitelt.

Ein Kind bekommt, was es braucht – nicht mehr und nicht weniger

Fürsorge wird, ebenso wie Unterstützung, nur auf Verlangen gewährt. Nahrung für den Körper und Umarmen als Nahrung für die Seele werden weder angeboten noch vorenthalten, sie werden jedoch stets, einfach und anmutig, als Selbstverständlichkeit zur Verfügung gehalten. Vor allem wird die Persönlichkeit des Kindes in jeder Hinsicht als gut respektiert. Weder gibt es den Begriff eines „unartigen Kindes“, noch wird umgekehrt irgendeine Unterscheidung hinsichtlich „braver Kinder“ getroffen.

Es wird angenommen, dass das Kind in seinen Motiven in Übereinstimmung, nicht im Gegensatz zur Gesellschaft steht. Was immer es tut, wird als Handlung eines von Geburt an „richtigen“ Geschöpfes anerkannt. Auf dieser Annahme der Richtigkeit bzw. des Sozialtriebes als eines eingebauten Wesenszuges der menschlichen Natur gründet die Einstellung der Yequana gegenüber anderen Menschen jedweden Alters.

„Erziehen“ im ursprünglichen Sinne bedeutet „herausführen“, doch obwohl dieser Weg dem weit verbreiteten Verständnis „eintrichtern“ überlegen sein mag, ist keiner von beiden mit den entwickelten kindlichen Erwartungen vereinbar.

Von einer älteren Person herausgeführt oder geleitet zu werden, bedeutet Einmischung in die Entwicklung des Kindes, da dieses hierdurch von seinem natürlichen, wirksamsten Weg fortgeführt wird zu einem, der dies in geringerem Maße ist.

Die Annahme eines angeborenen Sozialtriebes steht in direktem Gegensatz zur allgemeinen zivilisierten Überzeugung, dass die Triebe eines Kindes zwecks Erziehung zu sozialem Verhalten gebändigt werden müssten. Einige meinen, dass Erklärungen und „Kooperation“ mit dem Kind diese Bändigung besser bewerkstelligten als Drohung, Beschimpfung oder der Rohrstock.

Die Annahme, das Kind sei von Natur aus gesellschaftsfeindlich und benötige Manipulation, um für die Gesellschaft akzeptabel zu werden, ist jedoch beiden Ansichten nicht minder zu eigen als den verbreiteteren Auffassungen zwischen diesen beiden Extremen.

Wenn uns an Kontinuum-Gesellschaften wie den Yequana wirklich etwas von Grund auf fremd ist, so ist es diese Annahme eines angeborenen Sozialtriebes.

Erst wenn wir von dieser Annahme und allem, was sie beinhaltet, ausgehen, wird die scheinbar unüberbrückbare Kluft zwischen ihrem merkwürdigen Verhalten und dem daraus resultierenden intensiven Wohlbefinden einerseits und unseren sorgfältigen Überlegungen bei außerordentlich viel geringerem Wohlgefühl andererseits verständlich. Die gängigen Mittel von Lob und Tadel sind absolut zerstörerisch gegenüber den Motiven von Kindern, besonders der kleinsten.

kind lob tadel

Wenn das Kind etwas Nützliches tut, wie sich selbst anziehen oder den Hund füttern, ein Sträußchen Feldblumen hereinbringen oder aus einem Tonklumpen einen Aschenbecher machen, so kann nichts entmutigender sein als ein Ausdruck der Überraschung darüber, dass es sich sozial verhalten hat.

„Oh, was für ein liebes Mädchen!“, „Seht mal, was Stefanie ganz alleine gemacht hat!“ und ähnliche Ausrufe deuten an, dass soziales Verhalten bei dem Kind unerwartet, uncharakteristisch und ungewöhnlich ist. Sein Verstand mag sich darüber freuen, doch sein Gefühl wird voll Unbehagen darüber sein, dass es gegenüber dem von ihm Erwarteten, dem, was es zu einem wahren Bestandteil seiner Kultur, seines Stammes, seiner Familie macht, versagt hat.

Selbst bei Kindern untereinander wird ein Satz wie: „Mensch, guck mal, was die Vera in der Schule gemacht hat!“, wenn er mit hinreichendem Erstaunen geäußert wird, der Vera ein unbehagliches Gefühl des Getrenntseins von ihren Spielkameraden vermitteln. Das ist genauso, als hätten sie in demselben Ton gesagt: „Mensch, die Vera ist aber dick!“ – bzw. dünn oder lang oder klein oder tüchtig oder dumm, aber jedenfalls nicht so, wie man es von ihr erwartet hätte.

Lob und Tadel sind zerstörerisch, da ein Kind von seinem natürlichen Weg fortgeführt wird.

Tadel, besonders wenn er verstärkt wird durch ein „Du-machst-das-immer“-Etikett, ist mit seiner Andeutung, dass antisoziales Verhalten erwartet wird, gleichfalls zerstörerisch.

  • „Das sieht dir ähnlich, dein Taschentuch zu verlieren“,
  • „Der denkt nur an Unfug“,
  • ein resigniertes Schulterzucken,
  • eine umfassende Anklage wie „Typisch Jungens“, die impliziert, dass die Schlechtigkeit tief in ihnen drinsteckt,
  • oder auch einfach ein Gesichtsausdruck, der anzeigt, dass ein schlechtes Benehmen keine Überraschung war,

haben die gleiche verheerende Wirkung wie Überraschung oder Lob für ein Zeichen von Gemeinschaftsgeist.

Kinder versuchen instinktiv die Erwartungen ihrer Umgebung zu erfüllen. Wenn erwartet wird, dass sie sich sozial und kooperativ verhalten, werden sie es – ihrem Alter gemäß – tun. Erwarten die Eltern unsoziales Verhalten und glauben, es erst entsprechend erziehen zu müssen. Dann wird das Kind alles tun, um dieser Erwartung zu entsprechen und sich so unsozial gebärden, wie es nur kann.

Auch die Kreativität kann durch den Umgang mit den kindlichen Bedürfnissen nach Kooperation verletzt werden. Man sagt nur etwas wie: „Nimm dein Malzeug auf die Veranda; ich möchte nicht, dass du hier drinnen eine Schweinerei machst“. Die Botschaft, dass das Malen eine Schweinerei verursacht, geht nicht verloren, und der Drang nach Kreativität müsste schon enorm sein, um das grundlegende Bedürfnis des Kindes, zu tun, was seine Mutter von ihm erwartet, zu überwinden.

Ob es nun mit einem süßen Lächeln gesagt oder wie ein Schlachtruf hervor gestoßen wird: die Aussage über die Schlechtigkeit des Kindes ist gleichermaßen wirksam.

Die Annahme eines angeborenen Sozialtriebes erfordert einige Kenntnis sowohl vom Inhalt wie der Form der kindlichen Bestrebungen und Erwartungen. Sie sind eindeutig nachahmend, kooperativ und der Erhaltung des Einzelwesens und der Gattung dienlich.

Diese Kenntnis des angeborenen Sozialtriebes und der angemessene Umgang damit ist im Patriarchat verloren gegangen. Selbst, wenn wir einsehen, dass Lob und Tadel zerstörerisch wirken, weil sie manipulativ sind (auch zwischen Erwachsenen), wir wissen nicht, wie wir ohne auskommen könnten. Es steht uns keine Handlungsalternative zur Verfügung.


Quellen und Hinweise:

Dieser Text ist ein Ausschnitt aus meinem umfangreicheren Artikel „Selbstbestimmte Kinder in indigenen Gesellschaften„, ein Dialog mit einem allein erziehenden Vater.

Ein gutes Buch zum Thema:

Jean Leadloff: Auf der Suche nach dem verlorenen Glück. Gegen die Zerstörung unserer Glücksfähigkeit in der frühen Kindheit.

27 Kommentare

  • Tim Bockhoff

    Dass Lob und Tadel schädlich sind, liegt aber doch eher an der Tatsache, dass sie entweder dazu verleiten, mehr Lob anzustreben und sich so unter Stress zu setzen oder dazu, zu akzeptieren, dass man getadelt wird, um dann die Integration in die Gesellschaft im Allgemeinen aufzugeben und sich nicht mehr sozial zu verhalten?

    Also ich gab n scheiß darauf, dass meine Eltern sich freuten, dass ich alleine Schnürsenkel binden konnte. Nee, ich hab mich sogar gefreut. Ich wollte ihnen beweisen, dass ich auch noch mehr aufm Kasten hatte.
    Und das hat mich dann sozusagen unter Prestigedruck gesetzt, der sich überall durchgesetzt hat und ich habe schon Angst vor Tadel, weil das einem einfach weh tut!

    • Danke Tim. Genau das, was du beschreibst ist ein anschauliches Beispiel dafür, dass ein Kind nicht mehr seiner inneren Stimme folgt, sondern reaktiv wird, und sich nur noch an den Handlungen anderer (hier der Eltern) orientiert.

      • richard

        Hallo Tim, hallo Hannelore,

        die Empfänglichkeit für Lob und Tadel beginnt meiner Meinung nach nicht erst bei oben genannten Beispielen. Ich vertrete die Ansicht, dass der Grundstein bereits in den ersten Lebensmonaten gelegt wird und sich somit in das Gehirn einprägt. Konditionierung wird das bei der Dressur genannt. Und das ist eigentlich ganz perfide. Und da denke ich auch, liegt de pawlowsche Hund begraben. Man muß die eigenen Konditionierungsmuster erst erkennen, und dann lernen, wie man sich ihr entziehen kann, gegen den Widerstand der Umwelt versteht sich. d.h. man/frau muß asoziales Verhalten an den Tag legen, um sich vom Einfluss der Gesellschaft befreien, also Einzelgänger werden?! Und das könnte ein Grund sein, warum grade Frauen sich oft so masochistisch im Leben verhalten, weil soziale Einsamkeit noch schwerer zu ertragen ist.
        Verhaltensmuster korrellieren vermutlich mit Neuronenstrukturen im Hirn und beeinflussen wahrscheinlich bis ziemlich sicher sogar die Genetik und wird weitervererbt. Den Anstoß dafür gaben Erkenntnisse, dass der Hunger des 2. Weltkrieges in der Genetik der Kinder zu finden ist.

        • Frauke

          Der Grundstein wird nicht erst in den ersten Lebensmonaten gelegt sondern schon als Fötus und als Embryo. Ich habe es selber erlebt: Ich bin schon als Säugling von meiner Mutter getrennt worden, die brutal misshandelt worden war. Ich hatte selber immer dieses masochistische Verhalten und kannte meine Mutter eine zeitlang gar nicht. Ich hatte im späteren Leben als ich sie kennenlernte immer das Gefühl, dass ich die Misshandlungen meiner Mutter aufgearbeitet hatte, denn ich geriet an dieselben frauenverachtenden Männer. Ich bin bei Pflegeeltern aufgewachsen. Meine Mutter war konditioniert wie ein Hund und diese Straftaten gegen sie haben die Umstände gemacht, die immer die Mittel, die Möglichkeiten und die Gelegenheiten im Patriarchat bieten. DAS macht das masochistische Verhalten vieler Frauen aus, denn man hat die Frauen ja schon bewusst isoliert während die Männer in Bruderschaften organisiert sind. Da hat die Frau gar keine Chance. Es ist richtig, dass eine gewalttätige Welt nur durch Gewalt zu ändern ist und das musste ich an den Tag legen, um mich aus der Gewalt des Mannes zu lösen und das ist auf gar keinen Fall asozial. Es ist ein Traumdenken zu glauben, dass man einen absolut gewalttätigen Menschen mit Sanftmut ändern kann. Der Psychopath lacht da nur darüber und nutzt jede Gelegenheit, um erneut zuzuschlagen. Ich muss zugeben, dass ich am Anfang mich so böse gefühlt hatte als ich mich gewehrt hatte, weil ich so auf Frieden konditioniert war. Man gewöhnt sich an die Abwehr und ich bin nie wieder von einem Mann belästigt oder gewalttätig misshandelt worden, denn ich schlage zurück und bin mittlerweile perfekt ausgebildet.

  • Raimant

    “ Es steht uns keine Handlungsalternative zur Verfügung.[2]“

    Doch, indem wir Dankbarkeit ausdrücken, sagen, zeigen wie uns etwas was jemand getan hat beschenkt, bereichert, glücklich gemacht hat.

  • Christine Schlüter

    Handlungsalternativen stehen uns, meine ich, eindeutig zur Verfügung. Der Mensch kooperiert von Natur aus, Empathiefähigkeit ist angeboren, was auch die Neurobiologie u.a. mit dem Nachweis der Spiegelneurone wissenschaftlich untermauert (Prof. Joachim Bauer). Empathie, sowohl mit uns selbst, als auch mit anderen Lebewesen, ist die Voraussetzung, um aus dem „Gut-Böse-Denken“, aus dem Lob und Tadel entspringen, heraus zu kommen. Und was mal angeboren ist, lässt sich auch trotz Erziehung mit Lob und Tadel wieder „entstauben“. Für mich ist die „Gewaltfreien Kommunikation“ nach Marshall Rosenberg eine echte Unterstützung, um aus meinem anerzogenen Richtig-Falsch-Denken heraus zu kommen. Meine Empathie mit mir und z.B. meinen Kindern, erlebe ich als verbindende Handlungsalternative zu Lob und Tadel.

  • Rosalix

    „Von ihrer Nachbarin erhielt sie ein liebevolles Lächeln… “
    Die Dosis macht eben die Musik. Wie in der Homöopathie wirkt die Verdünnung stärker als der Holzhammer.

  • Matthias

    „Von ihrer Nachbarin erhielt sie ein liebevolles Lächeln… “ Ist das nicht auch Lob??
    „Es steht dabei außer Frage, dass das Endergebnis im Einklang mit der
    Gesellschaft stehen und auf Zusammenarbeit und völliger Freiwilligkeit
    beruhen wird.“ – wirklich schwer vorstellbar, was ist mit Querdenkern, Entwicklern, welche vielleicht die Werte der Gesellschaft in Frage stellen?

  • Liebe Hannelore,
    nach dem Lesen Deines Artikels und dem Nachdenken darüber, was ich aufgrund meiner eigenen Erziehung dann auch meinen Kindern angedeihen ließ, wir mir abwechselnd kalt und warm. Es ist einfach nur grausam, was mir mit unseren Kindern anstellen, damit sie in diesem kapitalistischen System als ein möglichst angepasstes Assett vermeintlich gut durchs Leben kommen. Damit am Ende das 1% allen Reichtum dieser Welt in ihre Hände bekommt.
    Aber zum Glück gibt es ja inzwischen eine große Zahl an Kulturell-Kreativer, die schon anders denken und handeln und diesem kapitalistischen System die Energie entziehen.
    Viele Grüße, Martin

  • Gute Frage! Möglicherweise braucht eine harmonische Gesellschaft weder Querdenker noch In-Frage-Steller, sondern es reicht, sich selbst in Frage zu stellen (bei zwischenmenschlichen Konflikten etwa).

  • Grmpf

    So sehe ich das auch. Nicht bewerten, sonden zeigen was für Gefühle es uns in uns auslöst.

  • Brigitte Rathe

    das ist ein sehr nachdenkswerter Artikel. Meine Zeit mit meinen Kindern liegt schon lange zurück und mir ist klar, das ich auch alles falsxh gemacht habe unter diesem Gesichtspunkt. Ich war so konidtionert und wußte es nicht besDocj ich muß gestehen, diese Gedankengänge sind mir sehr fremd und so wird es Vielen gehen. Doch vielleicht wäre das die Gesundung unserer Gesellschaft, ob es sich verwirklichen läßt? Ich sehe das auch als eine politischen Aufgabe, solange dieser gegenwärtige Geist herrscht, kann auch der gutwillige Einzelne nicht genug ausrichten.

    • Danke fürs Kommentieren, Brigitte! Es lässt sich verwirklichen, du hast es gerade getan. Du warst anders konditioniert und hast dich trotzdem auf fremde Gedankengänge eingelassen. Dadurch bist du nicht mehr die gleiche Person. – Kann das jeder nachvollziehen? – Ab jetzt wird deine Erkenntnis in deine Gespräche und Handlungen einfließen, wahrscheinlich ohne, dass du es merkst.
      DAS ist wirkungsvolle Veränderung!

  • Pingback: Eine Streitschrift: Verlieren wird Menschen unser Selbstvertrauen, wenn wir gelobt und getadelt werden? « Initiative Wirtschaftsdemokratie

  • Michèle Studer

    Einfach goldrichtig!

    So richtig wie wir falsch sind.

    Leider sind wir auch soo machthungrig und wichtig, wir walzen alles nieder….

    Fast….
    7 fache mom (3 kindsväter) alle daheim geboren, 5 ohne hebamme, lange gestillt
    habe fast keine freunde hier in dem wahnsinnsgetümmel mit funktionszwang.
    bin eigentlich auf der suche nach meinem daheim (volk, ort) auf dieser erde
    wer rettet mich?
    hab zuviel erlebt

  • Pingback: Otto Scharmer, die Bewusstseinskrise und die Kinder - Iromeisters Abenteuerreise

  • Wie Jean Liedloff schon ganz richtig erkannt hat, sind wir alle Opfer von Opfern. Niemand von uns ist wirklich frei und hat sein Päckchen an verkorksten Verhaltensweisen von seinen Eltern mitbekommen. Insofern haben wir tatsächlich keine Alternative, als zumindest einen Teil davon wieder an unsere Kinder weiterzugeben.

    Aber wir können die Last verringern.

    Die Alternative zu Lob und Tadel, den beiden Seiten der Kritik (https://essentialtimes.wordpress.com/gut-gelobt-ist-halb-kritisiert/), lautet Wertschätzung, und die kann jeder lernen. Sie unterscheidet sich von der Kritik dadurch, dass sie keine manipulative Absicht verfolgt (Stichwort bedingungslose Liebe) und dass sie kein Urteil über den Empfänger fällt („Ich freue mich über deinen Erfolg.“ statt „Du bist ein/e gute/r …“). Der Unterschied liegt nicht primär in den verwendeten Worten, sondern in der zugrundeliegenden Haltung, und die kann man üben.

    Ich kenne einige wenige Menschen, die auf Kritik vollkommen verzichten können und habe inzwischen meinen eigenen Kritiklevel von etwa 95% auf vielleicht 5% reduzieren können.

  • Alex Lipp

    Ich denke, es gibt noch so viel zu sehen, zu hinterfragen, was „normal“ ist, zu verstehen und anders zu machen – und das mit Lob und Tadel ist genau so etwas. Ich habe zwei kleine Kinder und versuche immer wieder, mich da zurückzunehmen – aber es ist schwer – man ist so, wie man ist, und die Welt ist die Welt, in der man lebt …
    Aber es lohnt die Anstrengung! Was die Kinder nämlich wirklich wollen, ist Interesse – gar kein Lob. Wenn mir meine Kinder irgendwas zeigen, versuche ich mich inzwischen zurückzuhalten mit Äußerungen wie „Mensch, toll“ sondern interessiere mich einfach und ehrlich, für das, was sie getan haben. Das muss man nur ein bisschen übern, dann klappt das ganz gut.
    Ich habe selber so harte Kämpfe hinter mir, mich und das, was ich tue, eben NICHT in erste Linie über die Außenbeurteilung zu bewerten. Und die Kinder darin zu unterstützen, eigene Wertmaßstäbe zu finden und im Gefühl des Zufriedenseins möglichst unabhängig von fremder Anerkennung zu sein, das finde ich sehr erstrebenswert.
    Unterstützt werden wir bei unserem Größten jetzt dadurch, dass er auf eine Demokratische Schule gewechselt hat. Hey Eltern, wenn es euch möglich ist, sucht diese Alternative für eure Kinder! Was in den „normalen“ Schulen abgeht – unterschwellig – ist einfach untragbar. Das ist nämlich ein ganz wichtiger Punkt: nach kürzester Zeit auf einer „normalen“, staatlichen Grundschule ging es nur noch darum, Lob von der Lehrerin zu bekommen, Tadel zu vermeiden, Smileys unter den Arbeiten zu haben – und es ging nicht mehr darum, zu entdecken: wer bin ich, was kann ich, was will ich, und mit was für Talenten bin ich hier auf diese Welt gekommen. Ist das nicht schade?

  • Christina S.

    Liebe Hannelore,
    komplett zufällig bin ich nach reichlich 10 Jahren wieder auf einer Internet Seite von dir gelandet.
    Damals war es die Frauensprache, heute ist es der Umgang mit Kindern.

    Wieder bin ich inspiriert und voller Tatendrang, die Welt ein bißchen schöner werden zu lassen.
    Und ich bin freudig überrascht, dass meine damalige Lieblingsbloggerin (gab es das Wort damals eigentlich schon?) zu meinem aktuellen Nachdenk-Thema auch soviel lesenswertes zu sagen hat!
    Liebe Grüße,
    Christina

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  • Atze

    Top Artikel, schade das in letzter Zeit nicht mehr so viel neues kommt.

    Woran liegt es?

    • Am älter werden und Neues/Anderes machen. Ich habe über 12 Jahre lang ‚full time‘ recherchiert und gebloggt. Die meisten Beiträge sind zeitlos und ich halte die Software aktuell, damit der Zugang weiterhin möglich ist. Ansonsten bin ich unter meinem Namen auf Facebook aktiv und kann abonniert werden. Dort kann ich durch Verlinken auf Texte und Videos verweisen, die ich nun nicht mehr selber produzieren muss. https://www.facebook.com/hannelore.vonier

  • Martina Bedregal Calderón

    ich habe meinen in Peru geborenen und dort und in Deutschland geborenen Sohn, soweit es ging , nach den Ansätzen in diesem Buch erzogen. Er ist heute ein selbstbewusster, kreativer, seinen Weg gehender junger Mann. Ich selber als Kind einer narzisstischen Mutter hatte diese Chance nicht. darum wollte ich , dass mein Sohn anders aufwächst.

  • Danke für diesen Beitrag.
    Eine interessante Synchronizität ist, dass ich gerade einen Newsletter unserer Kriegerschule verfasst habe, der sich mit dem Thema Anerkennung beschäftigt, er kommt die Tage raus.
    Die Unterscheidung Lob, Kompliment oder Tadel gegenüber der wertfreien Anerkennung, was nicht mehr bedeutet als gesehen zu werden.
    Gerne teiel ich diesen Beitrag auf der Seite unseres Vereines Lebensweise.
    Herzliche Grüße
    Jack