Hunger nach Geist und Gemeinschaft

(Comic-Fortsetzung von hier)

Zwanghaftigkeit ist ein verbreitetes Phänomen in der westlichen Gesellschaft. Wer fremdbestimmt aufwächst, hat kein inneres Maß und handelt daher maßlos. Verfängt sich in Extremen.

Sein Bestes geben, ohne in die Maßlosigkeit abzurutschen, ohne „mehr“ zu schreien, wenn das Beste bereits erreicht ist, das ist die Kunst. Auch beim Bauen von Kartenhäusern und anderen alltäglichen „Kleinigkeiten“.

Gelassenheit ist das Gegenteil von Zwanghaftigkeit und die Folge von vertrauensvollem Loslassen, wie ich schon gestern im Zusammenhang mit Ganzheitlichkeit angedeutet habe. Der Westen ist hungrig nach Geist, nach dem heilenden Kontakt mit unsichtbaren Energien, zu denen er so schwer Zugang findet. Alles wird mit „ganzheitlich“ etikettiert, als könnte man die Heilung damit herbeireden.

Die Menschen möchten den Geist, die andere Welt, erfahren, doch nur nach ihren eigenen Vorstellungen. Mit diesem Streben sind sie in einer kulturellen Zwangsjacke gefangen und missverstehen Lehren, die von einer ihnen unbekannten Welt sprechen, sehr schnell und lehnen sie dann ab.

Was treibt Menschen an, Heilung zu suchen?

In unserer Gesellschaft resultiert dieses Bedürfnis aus persönlichen Identitätskrisen und fehlendem Lebenssinn. Ob ein Individuum in Stammeskulturen oder in der modernen Zivilisation aufgewachsen ist – es gibt immer zwei Dinge, nach denen es strebt:

  • volle Verwirklichung der angeborenen Fähigkeiten
  • und deren Bestätigung, d.h. Anerkennung und Respekt durch andere.

In unserer Gesellschaft gibt es unzählige Menschen, die ihre Lebensenergien vergeuden, weil sie keine Möglichkeiten finden, den ihnen eigentümlichen Genius zu verwirklichen. In der Seele solcher Menschen, liegen große Kräfte und Einflussmöglichkeiten bereit, die aber nicht zum Tragen kommen können, weil sie sich in einer Umgebung befinden, die blind dafür ist.

Das heißt, unsere innere Autorität braucht die Nahrung äußerer Anerkennung, um uns zu inspirieren und unser Lebensziel erfüllen zu lassen. Und so lange das nicht geschieht, warten wir wie gelähmt auf die erlösende soziale Antwort, die uns aus dem Verlies der Anonymität befreit.

Ich glaube, es ist wichtig darauf hinzuweisen, wie sehr die Suchenden in den patriarchalen Gesellschaften möglicherweise die Bedeutung ihres eigenen Lernens und ihrer Lebenserfahrung unterschätzen. Wir westlichen Menschen stoßen auf Tragödien und auf Kräfte, die wir nicht beherrschen. Aber das sind Aufgaben, die Möglichkeiten des Wachstums und Wandels bieten.

Solche Aufgaben sind eine Art Initiation, auch wenn sie nicht organisiert, ungeplant und formlos sind, anders als die sorgfältig orchestrierten Initiationsaufgaben, vor die die Jugendlichen der Stammesvölker gestellt werden. (Siehe dazu Übergang, Initiation, Einweihung)

Auch der westliche Mensch erlebt also wie sein Gegenpart in der Stammesgesellschaft während seines ganzen Lebens Initiationen in bestimmten Formen. Eine Person, der gekündigt wird, ist mit einer das Leben verändernden Herausforderung konfrontiert, die einer Initiationsprüfung gleichkommt.

Ein Paar, das sich mit einer Beziehungskrise oder Trennung und Scheidung auseinandersetzen muss, befindet sich auf einem Initiationsweg. Ebenso beinhalten Krankheit und Tod initiatorische Herausforderungen.

Initiation ist einfach eine Reihe von Aufgaben, vor die ein Mensch gestellt wird, um daran zu wachsen.

Bei diesen Lebenserfahrungen fehlt in der patriarchalen Gesellschaft nur eine Gemeinschaft, die das innere Wachstum des Einzelnen beobachtet und die bestätigt, wenn jemand einen Initiationsprozess durchlaufen hat.

Unser Problem ist also nicht so sehr das Fehlen einer Initiation überhaupt, als vielmehr das Fehlen einer Gemeinschaft, durch deren Reaktion die inneren Stimmen in Perioden stürmischen Wachstums von außen bekräftigt werden.

Allerdings lebt in vielen Menschen des Westens ein starker Widerstand, sich einer Gemeinschaft anzuschließen, weil sie in allen freiwilligen Vereinigungen, die sie kennengelernt haben, auf so viele Mängel gestoßen sind.

Ich kann aber auch sehen, wie sich viele um Gemeinschaft bemühen. Es entstehen immer mehr Lebensgemeinschaften wie Ökodörfer und Internet-Communities, die ja keineswegs virtuell, sondern von Menschen ganz real geschaffen sind.

Wer glaubt, eine Gemeinschaft sei nur dazu da, um ihm/ihr seine/ihre Bedürfnisse zu erfüllen, ohne dass er/sie selbst etwas gibt, wird wahrscheinlich niemals die richtige Gemeinschaft finden.

Geben ist die Voraussetzung für das Funktionieren einer jeden Gemeinschaft. (Nicht „Geben und Nehmen„!) Und deshalb braucht jedeR Einzelne mentale und emotionale Klarheit, durch das Annehmen und Bewältigen seiner/ihrer initiatorischen Aufgaben, um ein echtes Zusammengehörigkeitsgefühl zu entwickeln. Das gehört zum notwendigen Reifungsprozess.

Andernfalls werden diese Menschen mit denselben manipulativen Methoden den Geist suchen, wie sie sie bei der Suche nach materiellen Gütern anwenden.

8 Kommentare

  • Anonymous

    Die meisten glauben aber, dass sie der Gemeinschaft geben!
    Von der Gemeinschaft, kann auch durchaus eine Sekte sein, fordern sie nur verlässliche und klare Regeln wie z.B. „Du sollst nicht stehlen“.
    Auf die Frage, ob er denn ohne Gesetz anders handeln würde, sagte er, er würde sich dann das nehmen, was er haben wolle.
    Ich war ehrlich gesagt nach dieser Antwort ratlos.
    Ich habe inzwischen leise den Verdacht, dass sich der überwiegende Teil der Bevölkerung weigert, die entsprechenden Herausforderungen anzunehmen. Sie will zwar Frieden, Harmonie, Glück, aber schaffen sollen es andere(die Gemeinschaft).

    Gruß
    richard

  • Anonymous

    Die meisten glauben aber, dass sie der Gemeinschaft geben!Von der Gemeinschaft, kann auch durchaus eine Sekte sein, fordern sie nur verlässliche und klare Regeln wie z.B. „Du sollst nicht stehlen“. Auf die Frage, ob er denn ohne Gesetz anders handeln würde, sagte er, er würde sich dann das nehmen, was er haben wolle.Ich war ehrlich gesagt nach dieser Antwort ratlos. Ich habe inzwischen leise den Verdacht, dass sich der überwiegende Teil der Bevölkerung weigert, die entsprechenden Herausforderungen anzunehmen. Sie will zwar Frieden, Harmonie, Glück, aber schaffen sollen es andere(die Gemeinschaft). Grußrichard

  • Anonymous

    Die meisten glauben aber, dass sie der Gemeinschaft geben!Von der Gemeinschaft, kann auch durchaus eine Sekte sein, fordern sie nur verlässliche und klare Regeln wie z.B. „Du sollst nicht stehlen“. Auf die Frage, ob er denn ohne Gesetz anders handeln würde, sagte er, er würde sich dann das nehmen, was er haben wolle.Ich war ehrlich gesagt nach dieser Antwort ratlos. Ich habe inzwischen leise den Verdacht, dass sich der überwiegende Teil der Bevölkerung weigert, die entsprechenden Herausforderungen anzunehmen. Sie will zwar Frieden, Harmonie, Glück, aber schaffen sollen es andere(die Gemeinschaft). Grußrichard

  • Anonymous

    Die meisten glauben aber, dass sie der Gemeinschaft geben!Von der Gemeinschaft, kann auch durchaus eine Sekte sein, fordern sie nur verlässliche und klare Regeln wie z.B. „Du sollst nicht stehlen“. Auf die Frage, ob er denn ohne Gesetz anders handeln würde, sagte er, er würde sich dann das nehmen, was er haben wolle.Ich war ehrlich gesagt nach dieser Antwort ratlos. Ich habe inzwischen leise den Verdacht, dass sich der überwiegende Teil der Bevölkerung weigert, die entsprechenden Herausforderungen anzunehmen. Sie will zwar Frieden, Harmonie, Glück, aber schaffen sollen es andere(die Gemeinschaft). Grußrichard

  • tiemo gregor

    es liegt viel wahres in dem artikel. jedem menschen, der sich in der phase des inneren wachstums befindet müsste durch die gemeinschaft suggeriert werden, dass eine veränderung zum positiven feststellbar ist, um ihm die persönliche potentialmaximierung zu ermöglichen. ohne positive rückkopplung verkümmern jegliche erfolge, ohne sich als solche unterbewusst zu manifestieren.

  • tiemo gregor

    es liegt viel wahres in dem artikel. jedem menschen, der sich in der phase des inneren wachstums befindet müsste durch die gemeinschaft suggeriert werden, dass eine veränderung zum positiven feststellbar ist, um ihm die persönliche potentialmaximierung zu ermöglichen. ohne positive rückkopplung verkümmern jegliche erfolge, ohne sich als solche unterbewusst zu manifestieren.

  • tiemo gregor

    es liegt viel wahres in dem artikel. jedem menschen, der sich in der phase des inneren wachstums befindet müsste durch die gemeinschaft suggeriert werden, dass eine veränderung zum positiven feststellbar ist, um ihm die persönliche potentialmaximierung zu ermöglichen. ohne positive rückkopplung verkümmern jegliche erfolge, ohne sich als solche unterbewusst zu manifestieren.

  • tiemo gregor

    es liegt viel wahres in dem artikel. jedem menschen, der sich in der phase des inneren wachstums befindet müsste durch die gemeinschaft suggeriert werden, dass eine veränderung zum positiven feststellbar ist, um ihm die persönliche potentialmaximierung zu ermöglichen. ohne positive rückkopplung verkümmern jegliche erfolge, ohne sich als solche unterbewusst zu manifestieren.